Seite:Ficker Vom Reichsfürstenstande 286.jpg

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et omnia bona sua paterna pariter et materna, cum ad eos devenerint, reliquis memorati patrie liberis, quos jam habet vel successu temporis ex illustri filia nostra thori sui consorte clarissima procreaverit, condividere et per omnia in premissis omnibus et singulis ipsis equam legem in divisione servare; 1288 verpflichtet sich der Erstgeborne Ludwig unter Mitbesieglung des Königs nochmals ausdrücklich bezüglich seiner Stiefgeschwister: quod omnia bona paterna et materna, ubicumque sita sint, sive in Bawaria, sive in Suevia, sive apud Renum – eis condividemus equaliter secundum numerum personarum.[1] Und 1313 bestimmen Rudolf und Ludwig, dass von ihren Söhnen, so lange sie ungetheilt mit einander sitzen, der älteste die Kurstimme führen solle: Vordernt aber si iren tail an ander, so suln si geleich tailen by dem Rin und ze Beyern, swa si in andern landen leut und gut habent und sol ir kheiner weder elter noch iunger bezzer recht haben, weder an der wal, noch an dem gut, noch an der herschafft vor dem andern, und swelicher an diu wal mit rechtem tail gevellet, der soll dem andern oder den andern als lieplichen und als fruntlichen diu vorgenanten wal widerlegen mit anderm gut oder herschaft.[2] Bei der Pfalz kam es, obwohl auch sie offenbar nach diesen Bestimmungen nicht mehr als untheilbar betrachtet wurde, längere Zeit nicht zur wirklichen Theilung; wie Ludwig der Strenge sie ungetheilt besessen hatte, so hatten seine Söhne Rudolf und Ludwig sie in Gesammtbesitz, liessen sie auch ungetheilt, als sie 1310 ihre baierischen Besitzungen theilten[3]; erst unter den Erben Rudolfs kam es 1338 nach längerem Gesammtbesitze zu wirklicher Theilung.

In Brandenburg war, wie wir sahen, derselbe Schritt schon lange vorbereitet; beide Brüder, schon lange als Markgrafen betrachtet, theilten im J. 1258.[4] Bei der grossen Menge von Söhnen, welche sie hinterliessen, war hier bald die grösste Zahl von Fürsten in einem Fürstenthume vorhanden, da alle als Markgrafen erscheinen; im vierzehnten Jahrhunderte erlosch dann dieser Zweig des askanischen Hauses überaus schnell.

Herzog Otto von Braunschweig hinterliess 1252 vier Söhne. Wenn in den ersten Jahren nur der älteste Albrecht als Herzog und Führer der Regierung erscheint, so handelt er doch durchweg nomine suo et fratrum suorum, cum tunc temporis fuerit tutor fratrum suorum[5]; ein Vorzug des ältesten lässt sich daraus nicht entnehmen. Schon 1258 erscheinen dann Albrecht und Johann allein, oder auch noch mit Erwähnung der jüngern Brüder[6], als illustres duces de Brunswick.[7] Die jüngern Brüder wurden dem geistlichen Stande bestimmt. Otto wurde schon 1260 als Subdiakon vom Kapitel von

  1. Quellen u. Erört 5, 335. 352. 434.
  2. Tolner 81.
  3. Wittelsb. Reg. S. 61.
  4. Chr. Pulkavae ap. Dobner. 3, 226. Vgl. Riedel 1, 89.
  5. Sudendorf UB. 1, 37.
  6. Lappenberg 515.
  7. Scheidt Adel 442. Sudendorf UB. 1, 37.
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Julius von Ficker: Vom Reichsfürstenstande. Innsbruck: Verlag der Wagnerschen Buchhandlung, 1861, Seite 286. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ficker_Vom_Reichsf%C3%BCrstenstande_286.jpg&oldid=- (Version vom 9.9.2019)