Seite:Freiburg Bauten 349.jpg

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die einfachste Bildung zurückgeführt. Die Fenster sind zweitheilig und ihr Maasswerk ist höchst einfach. Die Westfront hat bei der schon erwähnten Restauration im Anfang des 18. Jahrhunderts durch die Einfügung eines neuen Portals und durch die vorgestellten plumpen Strebepfeiler ein verändertes Aussehen erhalten. Der Giebel, der aus dem Loth gewichen war, wurde vor einigen Jahren aus Stabilitätsrücksichten abgetragen und mit entsprechender Ausgestaltung neu aufgeführt.

Der vornehmste und älteste Theil der Kirche ist der Chor. Er hat sehr schöne klare, gefällige Verhältnisse und ist von schlanken Fenstern durchbrochen. Sein ornamentaler Schmuck und die Maasswerke der Fenster sind schlicht behandelt und die Gewölberippen einfach profilirt. Die Deckenbildung besteht aus drei oblongen Kreuzgewölben mit der anschliessenden, tief eingeschnittenen Ueberwölbung des halben Achtecks. Die übliche horizontale Fenstergurte fehlt. Die glatten Wände werden nur durch die dreifach gekuppelten Wand-Zwergdienste belebt.

Die Anlage des Langhauses entspricht vollständig dem Wesen des Ordens der Franziskaner, welche das Volk in hervorragender Weise durch das gesprochene Wort belehrten. Es ist ein schlichter Predigtraum, welcher aller besonderen Kunstformen entbehrt. Die überaus freie und weite Halle mit ihren schlanken Rundpfeilern, die nicht stärker sind als ästhetisch und technisch nothwendig war, und mit ihren hochaufsteigenden, spitzbogigen Arkadenbögen ist von grossartiger Wirkung. Die runden Pfeiler zeigen verschiedene Sockelgliederung. Die Hohlkehlenprofilirung der Scheidebögen schliesst sich ohne Vermittelung eines Kapitells an die Rundpfeiler an, eine Anordnung, die sonst nicht der frühen Zeit entspricht. Auffallend ist die unregelmässige Anlage des nördlichen Seitenschiffes, das sich von West nach Ost um fast das Doppelte verbreitert, eine Eigenthümlichkeit, die wohl darauf zurückzuführen ist, dass die Franziskaner während des Baues die Flucht der Aussenwand zu ändern genöthigt waren, weil die Stadt ihnen eine weitere Ausdehnung versagte und sie sich, wie oben erwähnt, verpflichten mussten, keinen neuen Besitz zu erwerben.

Der an der nördlichen Wand sichtbare Mauerabsatz lässt auf das ursprüngliche Vorhandensein einer Empore schliessen.

Sein Licht empfängt das Schiff durch die zweitheiligen Fensteröffnungen des Seitenschiffes und durch die Rundfenster im Obergaden. Die zwei kleinen Spitzbogenöffnungen, welche sich im Innern in der Mittelschiffwand öffnen und mittelbar ihr Licht empfangen, sind aussen nicht sichtbar, weil sie vom Dachraum der Seitenschiffe verdeckt werden,

Empfohlene Zitierweise:
: Freiburg im Breisgau. Die Stadt und ihre Bauten. H. M. Poppen & Sohn, Freiburg im Breisgau 1898, Seite 349. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Freiburg_Bauten_349.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)