Marie. Das muß ich sehen! (Klettert auf eine Bank.)
Wozzeck. — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — —
Marie (sitzt, ihr Kind auf dem Schooß, ein Stückchen Spiegel in der Hand. Bespiegelt sich.) Was die Steine glänzen? Was sind’s für welche? Was hat er gesagt? — — Schlaf Bub! Drück die Augen zu, fest. (Das Kind versteckt die Augen hinter den Händen) Noch fester! Bleib so — still! oder er holt Dich! (Singt.)
Mädel, mach ’s Lädel zu!
’s kommt ein Zigeunerbu,
Führt dich an seiner Hand
Fort ins Zigeunerland.
(Spiegelt sich wieder.) ’s ist gewiß Gold! Unsereins hat nur ein Eckchen in der Welt und ein Stückchen Spiegel, und doch hab’ ich einen so rothen Mund, als die großen Madamen mit ihren Spiegeln von oben bis unten und ihren schönen Herren, die ihnen die Händ’ küssen, und ich bin nur ein arm Weibsbild! .. (Das Kind richtet sich auf.) Still, Bub, die Augen zu! Das Schlafengelchen! .. (sie blinkt mit dem Glas) .. wie’s an der Wand läuft! — Die Augen zu, oder es sieht dir hinein, daß du blind wirst.
Georg Büchner: Wozzeck. Frankfurt am Main, 1879, Seite 168. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Georg_B%C3%BCchner_-_Franzos-Werkausgabe_168.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)