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Mäntelchen zu behängen, wodurch volle Klarheit über diese Zeitperiode bis heutigen Tages nicht gegeben ist. Wir wollen versuchen, ohne alle Beschönigung, aber auch ohne alle Bedenken, eine Darstellung der Dinge zu geben und suchen zunächst nach einem roten Leitfaden, der uns auf den vielfach verworrenen Irrwegen zum Führer dienen kann. – Wo ist dieser Leitfaden zu finden?

In den üblichen Anklagen heisst es, weil der Orden staats- und religionsfeindlich gewesen sei, habe Staat und Kirche ein Interesse gehabt, ihn zu vernichten. Wir werden uns folglich zum näheren Verständnis zuerst umsehen müssen, ob diese beiden notgedrungen Gegner werden mussten bezw. waren, und warum sie es waren. Wollen wir jedoch richtig urteilen, so müssen wir uns über die Zustände in Bayern zuerst orientieren, wie das Land zur Zeit der Gründung des Ordens aussah; wir werden uns in die Denkweise jener Zeit zu versetzen haben, die jedenfalls der unseren nicht gleich gewesen ist, andernfalls würden wir falsche Schlüsse ziehen.

Damit nun niemand glauben kann, diese vom heutigen Orden begutachtete Schrift sei tendenziös zugestutzt, möge ein Nichtilluminat, der Professor August Kluckhohn zur Sprache kommen, der 1874 in der Allgemeinen Zeitung längere Aufsätze über: Die Illuminaten und die Aufklärung in Bayern unter Karl Theodor veröffentlichte und in der Einleitung über die Zustände in Bayern folgendes sagt:

„Kurfürst Maximilian III., gewöhnlich Max Joseph genannt, welcher am vorletzten Tage des Jahres 1777 starb, wurde als einer der besten Fürsten Bayerns lang und aufrichtig betrauert. Dankbar erkannte man seine Herzensgüte, seine Liebe zu dem Volke und seine ernste Sorge für dessen Wohlfahrt an. Die Denkenden und Weiterblickenden wussten noch Besseres von ihm zu rühmen. Sie priesen es als ein bleibendes Verdienst des aufgeklärten Fürsten, dass das geistige Leben Bayerns nach langer Verkümmerung und Versumpfung einen neuen Aufschwung genommen, dass die Übermacht des Klerus eingeschränkt, das entartete Mönchtum in seinen Auswüchsen beschnitten und eine bessere Erziehung des sittlich verwahrlosten, in Aberglauben und Unwissenheit dahinlebenden Volkes, wenigstens angebahnt war. Hatten ja schon vor der Aufhebung des mächtigen und gefürchteten Ordens der Jesuiten, welcher seit zwei Jahrhunderten jeden frischen Geistestrieb im Keime

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Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_004.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)