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durchaus, insonderheit aber auf dem Lande verhält, sondern auch von dem Übel sich überzeugt habe, welches aus dessen Versäumnis bisher entstanden und zum äussersten Nachteil der gemeinen Sicherheit immer mehr zuzunehmen scheine, so wird befohlen, nicht nur auf die Errichtung von genügenden Schulen und Schullehrer-Seminarien, sondern auch auf die Bildung eines ausreichenden Schulfonds ernstlich Bedacht zu nehmen“. In letzterer Beziehung wird es überraschen, zu vernehmen, dass eine kurfürstliche Verordnung in erfreulichem Gegensatz gegen die damals wie später herrschenden Anschauungen und Gewohnheiten für einen Volksschullehrer kein geringeres Jahreseinkommen als 300 Gulden in Aussicht nimmt. Es schien also nicht allein jene Schulordnung, die Heinrich Braun noch in den letzten Tagen Max Josephs für die niederen Schulen neu bearbeitet hatte und die von Karl Theodor im Jahre 1778 sanktioniert wurde, jetzt wirklich ins Leben eingeführt werden zu sollen, sondern es stand zu hoffen, dass weitere zukunftsreiche Reformen auf diesem wichtigen Gebiete folgen würden.

Nicht minder wird, angesichts des mönchischen Charakters, den die Regierung des Kurfürsten später so grell als möglich kennzeichnet, die Tatsache Verwunderung erregen, dass Karl Theodor in den ersten Jahren sogar einen Anlauf nahm, abergläubische Bräuche durch Polizeimassregeln abzustellen und gottesdienstliche Handlungen, insbesondere die öffentlichen Prozessionen, von jenen ungeheuerlichen Zutaten zu reinigen, welche Denkenden schon lange nur zum Ärgernis oder zum Gespött gedient haben. So wurde der in Oberbayern allgemein herrschende Unfug des Wetterläutens und Wetterschiessens mit Strafen bedroht, der sogenannte Palmesel von den Strassen verscheucht und die Fronleichnamsprozession, die unter den Händen der Jesuiten zu einer so abgeschmackten Maskerade ausgeartet war, dass sie selbst nach der Meinung des geistlichen Rats der Würde und Heiligkeit der Religion offen Hohn sprach, wenigstens von den anstössigsten Mummereien gesäubert, indem man die phantastisch zugestutzten Reiterscharen, die Triumphwagen und Tragbahren mit lebenden Bildern, die siebenköpfigen Drachen usw. preisgab. Dazu stimmte es, dass die Regierung auch jener verderblichen Flut von Mönchsschriften, die unter dem Titel von Andachtsbüchern dem krassesten Aber- und Wunderglauben dienten, Einhalt zu tun sich anschickte.

Empfohlene Zitierweise:
Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_010.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)