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Nur schade, dass derartige Bestrebungen nicht die Konsequenzen eines festen Regierungssystems, sondern zufällige Nachwirkungen der unter Max Joseph eingeschlagenen Richtung waren, und dass um dieselbe Zeit, da man einer vernünftigen Aufklärung noch das eine und andere Zugeständnis machte, Dinge geschahen, die einen vollständigen Bruch mit jener Richtung ankündigten und die bis dahin ausgestreuten Keime einer besseren Geisteskultur geradezu mit Vernichtung bedrohten.

Wer sollte es für möglich halten, dass die ehemaligen Jesuitengüter, auf welchen der Bestand der Gymnasien und Lyceen beruhte, lediglich im Interesse der bequemen Versorgung von Günstlingen, vor allem der natürlichen Kinder des Kurfürsten, zur Dotierung einer neugegründeten Zunge des Maltheser Ordens verwendet, die mittleren Studienanstalten aber den Klostergeistlichen, unter Obhut der Prälaten des Landes, übergeben wurden? Wohl war ein so verderblicher Vorschlag auch in Max Josephs Tagen schon zur Sprache gekommen, aber sofort auf das lebhafteste bekämpft worden, indem man mit schlagenden Gründen geltend machte, dass nie und nimmer zur Erziehung künftiger Staatsdiener die Mönche brauchbar seien. Jetzt hörte man darauf nicht, und schon im Jahre 1779 wurde die verhängnisvolle Massregel getroffen, welche die Arbeit eines Menschenalters vernichtete. –

Wo solche Tendenzen zum Durchbruch kamen, hoben selbstverständlich jene finsteren Mächte, welche sich nur grollend eine kurze Zeitlang dem Willen des Staates gebeugt hatten, von neuem und kecker als je ihr Haupt.

Die Exjesuiten stritten mit den Kapuzinern, Franziskanern und den Scharen anderer Mönche um die Herrschaft; nur in der Verfolgung denkender Männer und bei der Jagd auf verdächtige Bücher boten sie treulich sich die Hand. Und wie viel sie am Hofe selbst gegenüber den besten Männern vermochten, hatte unter anderen der weit über Bayern hinaus geachtete Dichter Zaubser zu empfinden. Gegen die Inquisition, deren Einführung fanatische Mönche zu fordern wagten, hatte Zaubser eine mit Beifall aufgenommene „Ode“ veröffentlicht, und zwar mit Genehmigung der kurfürstlichen Zensurbehörde.

Dem Zensurkollegium ging deshalb nebst einem scharfen Verweis der Befehl zu, jene Schrift zu unterdrücken. Dem Verfasser aber, welcher die Stelle eines Hofkriegsratssekretärs bekleidete, wurde aufgegeben, „bei gesessenem Pleno sein christ-

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Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_011.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)