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14 Tage später. Infolge dieses Ereignisses verlangte der Kurfürst, dass die Universität, nachdem sie ihm den Huldigungseid geleistet hatte, diesen auch der Kaiserin Maria Theresia, als Regentin von Niederbayern leiste, was auch geschah.

Prantl gibt (S. 626) an, dass laut Archiv der Universität D, IX 2. Jan, 13. März bis 4. April den auf den Kurfürsten bezüglichen Eid ein Auditor dem versammelten Plenum abnehmen sollte, dieses aber entzog sich einer solchen Herabwürdigung und kam der Beamtenpflicht durch Namensunterschrift und beigedrucktes Siegel nach.

Dass solcher Vorgang die Professoren erbittern musste, ist gewiss, denn zwei Herren dienen zu sollen, ist viel verlangt; es ist auch einleuchtend, dass Weishaupt, der in seinen Gedanken sich stets mit dem Orden beschäftigte, ohne ihm jedoch feste Gestalt geben zu können, sich mit Plänen von dessen einstiger Wirksamkeit trug, die – noch gänzlich in der Luft hingen, denn er hatte weder Mitglieder genug, noch irgend ein Feld, auf dem sich diese betätigen konnten. Wohl aber empfand er die Missstände seiner Zeit, die nur durch verkehrte Erziehung, Verdrehung der Moral und Religion entstanden waren und eine Fülle von Verdriesslichkeiten und Verkehrtheiten hervorriefen, auf das empfindlichste. Er glaubte, einstens durch den Orden Erziehung, Moral und religiöses Empfinden zu verbessern und drückte dieses in jenem Brief an Zwackh auch aus. Der geschilderte Vorgang, die Kämpfe in der Vergangenheit und Gegenwart waren die Produkte einer Zeit, in der die äussere und geistige Freiheit in Bande geknebelt wurde, die zu lösen ein schöner Traum des Ordensstifters blieb und zu dessen Realisierung er Menschen zu finden oder doch zu erziehen hoffte. – Dass es ein Träumen war, beweisen auch die vielen herangezogenen und dann wieder verworfenen Namen, die der Orden tragen sollte. Weishaupt suchte nach einem Namen, dessen Begriff auch gleichzeitig den Zweck des Ordens enthalte. Er verfiel zuerst auf den Namen: Minerva-Orden (Minerva als Göttin der Weisheit), Bienen-Orden, der am schnellsten wieder verworfen wurde, Parsenorden Perfectibilisten und schliesslich Illuminaten-Orden. Der Name Illuminat war erst für einen besonderen Grad gewählt, und wurde später für das ganze Gebäude angenommen. Aus diesen Tatsachen ist zu ersehen, dass alles, was aus den s. Zt. konfiszierten Briefen, die die Periode 1776—79 umfassen, herausgelesen werden kann, nur

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Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 78. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_078.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)