Seite:Geschichte des Illuminaten-Ordens (Engel) 137.jpg

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System zusammenflickte, woraus hie und da ein Funken von lichtvoller obgleich erborgter Grösse hervorleuchtete, wenn er den Jesuiten die Künste ablernte, gutwillige, zu allem Edlen bereitwillige Menschen für das scheinbare System mit Enthusiasmus zu erfüllen, wenn das ihm um so leichter in einem Lande gelänge, wo das Bedürfnis so gross, der Drang nach Aufklärung und Freyheit so lebhaft und die Kenntnisse der Literatur so geringe wären, dass dieser Mann die herzliche Freude hätte, alle seine Aufsätze, worin vielleicht nicht ein Wort seyn wäre, für eigenes Fabrikat geltend zu machen; wenn er dann die besten Köpfe an sich zöge, die Kenntnisse eines jeden nützte, sie aller Gefahr einer undankbaren Arbeit aussetzte und sie dann untereinander, damit er im Trüben fischen, immer für den Klügsten und Besten gelte, die zu geraden feinen Köpfe, wenn er ihnen den Honig gestohlen, muthlos machen und entfernen könnte; wenn er nun die Pläne ergriffe, die ihn mächtig und grösser machen könnten, alle übrigen aber elend und jämmerlich fände, folglich eine Menge Menschen blos deswegen in Bewegung setzte, damit er die Wonne hätte, bey einem Pfeifchen Taback sich selbst zu sagen: „Wohl dir lieber Magister! hier in Leipzig drehest du Nasen in aller Form, für Männer aller Art, von denen zum Theil die undankbare Welt sagt, dass du nicht werth seyest ihre Schuhriemen aufzulösen; wenn dieser Elende vielleicht gar von den Jesuiten heimlich gedungen wäre, möchte er auch noch so sehr auf dieselben schimpfen;

Oder wenn ein anderer mit gutem Talente und warmen Herzen, aber mit einem unbezwinglichen Hochmuth, mit gänzlichen Mangel an Weltkenntnis, ein solches Werk anfinge; wenn er schwankend in seinen Grundsätzen, seine Mitarbeiter übel wählte, bald diesen Mann für einen Engel, bald denselben für einen Teufel, einen schiefen Kopf, für ein Wissen-Genie, einen Sokrates, für reif zum Tollhaus hielte:

Ja, dann würde ich es für Pflicht halten, eine dergleichen Anstalt zu zerstören, sollte mir es auch das Leben kosten und jenen Schurken und diesen Herren öffentlich an den Pranger zu stellen, um manchen redlichen Mann vor Thorheit und Gefahr zu retten!

Aber Gott sey Dank! Wir sind in diesem Falle nicht, wir stehen nicht unter einer sklavischen Regierung. Wer von uns Areopagiten würde sich auch so blindlings führen lassen? Wir haben ein Oberhaupt, dem wir uns freywillig unterworfen haben,

Empfohlene Zitierweise:
Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 137. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_137.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)