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besondere Vorliebe für sein Land und bekundete das dadurch auf das deutlichste, dass er am 3. Jan. 1778, drei Tage nach seinem Regierungsantritt, den grössten Teil von Altbayern an Österreich abtrat. Österreich besetzte durch seine Truppen den abgetretenen Teil 14 Tage später. In den späteren Jahren verhehlte es seine Gelüste auf die angrenzenden Ländereien nicht, die unter Verzichtleistung aller Rechte des Kurfürsten an Österreich übergehen sollten. Als Entschädigung sollte Karl Theodor unter dem Titel eines Königs von Burgund die österreichischen Niederlande erhalten. Dieser Ländertausch fand in dem Könige von Preussen den stärksten Gegner, da er keinesfalls eine solche Stärkung der österreichischen Macht glaubte dulden zu dürfen. Die Absicht spukte seit 1778, führte zu dem Bayrischen Erbfolgekrieg und dem Teschener Frieden und zur Errichtung des Fürstenbundes im Jahre 1785.

Kurfürst Karl Theodor war natürlich einverstanden mit dem Plane, er wollte König werden. Warum er also später den Illuminaten-Orden verfolgt haben sollte, nur weil dieser seine Pläne unterstützte, ist ganz unerfindlich.

Seine Schwägerin, die Herzogin Maria Anna, war die heimliche Verbündete des Königs von Preussen und arbeitete an der Hintertreibung des Tausch-Projektes. — Diese gemeinsamen Interessen waren das Band, welches die Herzogin mit dem Könige verband, den sie hoch verehrte, persönlich aber niemals zu Gesichte bekommen hat. — Den brieflichen Verkehr mit dem Könige vermittelte weniger Graf Herzberg, der Staatsminister, als Freiherr von Schwarzenau, der Regensburger Gesandte des Königs, derselbe, dem nach Zschokke Friedrich den Befehl erteilt haben soll, den Verhältnissen des Ordens nachzuspüren.

Es ist also klar, dass die Herzogin sowohl, wie auch Friedrich der Grosse in ihrem Briefwechsel den Illuminatenorden unbedingt nennen mussten, wenn die Behauptung Zschokkes und seiner Nachbeter wahr ist, der ausserdem auch noch einen beweiskräftigen Brief, datiert vom 25. Januar 1785 angibt.

In der ganzen in dem königlichen Haus-Archiv befindlichen aufbewahrten Korrespondenz beider Fürstlichkeiten befindet sich kein Hinweis darauf.

Eine vom königlichen Haus-Archiv in Charlottenburg dem Schreiber dieses vom 14. November 1902 ausgestellte Bestätigung lautet:

Empfohlene Zitierweise:
Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 168. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_168.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)