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Indessen kann Ew. Hoheit überzeugt sein, dass ich nicht verfehlen werde, alle Aufmerksamkeit dort zu leihen, welche ich muss und dass ich voll Eifer für alles bin, was von Seiten Ew. Hoheit mir zukommt.

Hertzberg.

Diese Ablehnung ist so deutlich, dass die Behauptung Zschokkes damit gänzlich in Nichts zerfällt, zumal dieser Brief beweist, dass nicht Friedrich der Grosse die Herzogin gewarnt haben kann, sondern die Sache sich gerade umgekehrt verhält. Die Herzogin warnte den König, wurde aber abgewiesen, weil dieser die geschilderten Absichten des Ordens als „Possen“ ansah, die die frivolen Leute jenes Jahrhunderts beschäftigten.

Der weitsichtige, grosse Friedrich konnte auch über das mitgesandte Manuskript, das die Herzogin so sehr beunruhigte, unmöglich anders urteilen. Wir legen es dem Urteile der Leser wörtlich so vor, wie es im Pariser Archiv in deutscher Sprache[1] bewahrt wird. Deutlich geht aus diesem Schriftstück die Absicht zu verleumden hervor. Die Bemerkung Chalgrins, dass „Einer“ die Geheimnisse des Ordens der Herzogin verraten habe, wird durch eine Note über die Herkunft des Manuskripts noch bestätigt, denn diese sagt:


On tient cette piece d'un des membres des Ill. dont les statuts lui font horreur et qui s'en est retiré. —


Es lautet nun dieses famose Schriftstück, das eigentlich eine Anklageschrift ist, wie folgt:

In Bayern, besonders in der Stadt München ist dermalen eine so betitelte Frey-Maurer Gesellschaft so sehr eingerissen, dass man selbe bald als sehr gefährlich zerstreuen dürfte.

Man wirbt alles an, Reiche und Arme, Adeliche und Unadeliche, Einsichtsvolle und von wenigen Verstandeskräften, Alte und Junge, doch sucht man die letzteren am meisten, solange sie der Erziehung und Bildung noch fähig sind. Der 1. Grad heisst die Minervalschule, wo Jünglinge so erzogen werden, dass sie des Ordens Absichten einst auszuführen taugen.

Moralität und Menschenliebe sind ihr Deckmantel, wie bei der Inquisition die Religion. Anhängigkeit an einen Fürsten

  1. Das Schriftstück scheint von einem Nichtkenner der deutschen Sprache abgeschrieben zu sein.
Empfohlene Zitierweise:
Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 183. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_183.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)