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Der Orden arbeitet wirklich an dem einen, Herrn Zwackh, Hofrat und Fiscal in München, seinen eifrigsten Anhänger nach Zweybrücken als Informator des jungen Prinzen zu bringen.
Also kann man aus diesem schliessen, dass so eine Gesellschaft jedem Staat, besonders aber Bayern und seyner Succession höchst gefährlich sey.


Wer war nun der Verfasser dieses Schriftstückes und der Erfinder jenes guten Freundes, der da sagte, man könne bei diesem Orden vergiften, so dass man nach und nach an der Auszehrung sterben müsse? Hier liegt jedenfalls die Quelle von dem Märchen, dass der Orden nötigenfalls mit aqua tofana arbeite, wodurch mehrere Fürsten, wie wir noch sehen werden, in arge Angst versetzt wurden. — Man hat sich daran gewöhnt, Utzschneider als einen Ordens-Verräter anzusehen, eine Ansicht, die recht haltlos ist; es ist jedoch unmöglich, diesem später so verdienstvollen Manne ein solches Machwerk zuzutrauen, wie es hier vorliegt. Der Verfasser muss ein anderer sein.

Dr. Wolfram bezieht sich in der Broschüre »Die Illuminaten in Bayern und ihre Verfolgung, II. Teil«, auf Seite 11 auf ein Schreiben vom 30. Dez. 1784, das durch Chalgrins Hände ging und im geheimen Staatsarchiv zu München bewahrt wird. In diesem heisst es, dass die Herzogin Maria Anna, gestützt auf Angaben, die sie von einem Professor des Kadettenkorps, d. h. der Marianischen Akademie, vor nunmehr bald einem Jahre (also Ende 1783) empfangen habe, dem Kurfürsten warnende Mitteilungen machte. Dem Grafen Hertzberg schickte nun die Herzogin, laut dessen Antwort, am 11. Oktob. 1783 diese Mitteilungen in jenem Schriftstücke zu; es ist also wohl sicher, dass der angedeutete Professor dasselbe auch als Ankläger verfasst haben muss, denn die Daten harmonieren. Als kurfürstlich beglaubigte Ankläger des Ordens sind im Jahre 1786 durch die Schrift: »Grosse Absichten des Ordens der Illuminaten«, Georg Grünberger, kurfürstl. Censurrath und Mitglied der bairischen Akademie. Sulpitius Cosandey, Weltpriester, Vitus Renner, Weltpriester und Joseph Utzschneider, kurfürstlicher wirklicher Hofkammerrath, alle vier Professoren der herzoglichen Landesakademie, bekannt geworden. Die ersten zwei wurden s. Zt. in Verhöre verwickelt, deren Protokolle vorhanden und auf die wir noch zu sprechen kommen. Von Utzschneider ist

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Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 187. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_187.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)