Seite:Geschichte des Illuminaten-Ordens (Engel) 201.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

war, was man bey jenen der Jesuiten als mangelhaft schalt, zu vermeiden (diess) denn soferne es gegründet, dass sich deren Entzweck ertheilt, alle Aufklärung zu hindern, so schloss es so zum voraus den Keim der Verwesung in sich, weil die Natur, die nur zum Bessersein arbeitet, keinen Zwang verträgt, folglich muss es endlich erliegen. Kam Weishaupt diesem Mangel zuvor, so hatte sein System einen anderen, nicht weniger schädlichen Mangel, nemlich es fehlte gehörige Ordnung und Zucht, oder soferne diese enthalten darin, die Ausübung aber zu schwer war, so mangelte es wiederum an der vorsichtigsten und klügsten Auswahl der Glieder. Ordnung und Zucht waren bey den Jesuiten vortrefflich, so wirkts bis auf ihre Schulen hinab, und fanden sich daher unter ihnen wirklich einige der Glieder, die unnüz und unbrauchbar waren, so schadete das nichts, denn Ordnung und Zucht ersetzte gleich alles.

Von diesem Mangel allein kömmt alle Verwirrung, alles Unheil seines Systems. Jemehr er auf den Grundsatz gebaut hat, dass man nur Gutes zu wecken bey der Jugend anfangen müsste, indem sich die Alten zu schwer von Vorurtheil heilen, desto mehr hätte er auf Ordnung und Zucht dringen sollen, desto klüger und überdachter hätte er zu Werke gehen sollen in Auswahl der vordersten Glieder. Talent alleine reicht nicht hin, es muss unterstüzt sein von Sitte und Klugheit. Für Jugend gehört vortreffliches Beispiel, nicht bloss in Dingen die nach Aufklärung in Wissenschaft zielen, sondern hauptsächlich darin, was Feinheit des Denkens, des Ausdrucks, des Umgangs, kurz was Sitte anbelangt.

Entfernt sei all Unbehutsames gerade von Religion und von Staat, und spricht man davon, so werde mit äusserstem Anstande davon gesprochen. Auch in der Auswahl der Jugend hätte nicht minder Klugheit zum Grunde liegen sollen, allein wie konnte dass, nach der Unklugheit von Allen? Nicht minder ist es Verderbniss der Jugend, wenn sie zu früh in solche Verbindung gerät, worauf sie ihr Aufkommen stüzet. Sie wird übermütig und stolz, ausschweifend und träg, denn sie verlässt sich darauf, die Gesellschaft besorge alles für sie, beschüze und unterrichte in allem.

Dies zu vermeiden, hätte die Jugend und der grösste Theil von den Gliedern nichts mehr wissen sollen: als es fände sich eine Versammlung der aufgeklärtesten, sittlichsten Männer in der Absicht Gutes zu wirken, durch thätigen Beitrag sowohl

Empfohlene Zitierweise:
Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 201. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_201.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)