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Schmähungen möglichst einzudämmen, konnte jedoch einen wirksamen Einfluss darauf nicht ausüben.

Von München aus gab man sich alle erdenkliche Mühe, seiner habhaft zu werden, es wurde sogar nach Stadtamhof, gegenüber von Regensburg, auf der andern Seite der Donau, ein Spion abgesandt, um die Gelegenheit auszukundschaften, ob Weishaupt nicht unbemerkt in seiner Wohnung zu überraschen wäre. Der Oberleutnant Lorenzer ward mit diesem ehrenhaften Auftrag betraut und berichtet[1] denn auch unter dem 19. Aug. 1787, dass der ehmals gewesene Professor Weishaupt in des Seifensieders Stadlers Behausung über zwei Stiegen hoch in der Engelsberger Strasse wohnhaft sich befindet.

Diese Dinge konnten nicht verborgen bleiben und veranlassten den edlen Herzog Ernst von Gotha, den Gefährdeten dadurch unantastbar zu machen, dass er ihn in seiner Gesandtschaft anstellte.

Am 11. August 1787 liess der Herzog nachfolgenden Befehl seinem Gesandten in Regensburg zugehen.[2]


An den geheimen Rath und Comitial Gesandten
Freiherrn von Gemmingen.
Wohlgeborener Herr.

Nachdem wir die Entschliessung gefasst haben, dem Hofrath Weishaupt zu Erweiterung seiner Kenntnisse in den Reichstags Angelegenheiten und um sich dadurch zu unseren Diensten immer mehr geschickt und brauchbar zu machen, den Zutritt bey unserer dasigen Gesandtschafts Canzley sowohl, als dem Archive zu gestatten, auch denselben zu Beyrichtung erforderlicher Aufsätze und Fertigung nöthiger Auszüge aus den von Zeit zu Zeit erscheinenden Staatsschriften gebrauchen zu lassen, jedoch unter der ausdrücklichen Einschränkung, dass demselben nichts was auf das Religionswesen im deutschen Reiche überhaupt, oder auf die Gerechtsame des Evangelischen Religions-Theils insbesondere einige Beziehung haben dürfen, zur Einsicht vorgelegt noch zur Ausarbeitung übertragen werden soll, als bleibt Euch solches zu Eurer Nachricht und Achtung hierdurch ohnverhalten und gesinnen zugleich an Euch, Ihr wollet gedachten Hofrath Weishaupt nicht nur hiervon die nöthige Eröffnung


  1. Original im Kgl. bayr. Geheimen Staats-Archiv.
  2. Original im Archiv zu Gotha. U. U. VII a—13.
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Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 230. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_230.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)