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geworden ist. — Gelingt es bei Einigen nicht, so sind sie für den Orden verloren.

Das Auffallenste was ich im Orden antraf, ist unstreitig die Art, womit sie die Leute zu fesseln und dann zu behandeln pflegen. Man bemüht sich den Orden gross zu schildern, von selben mit Ehrfurcht und Würde zu reden, mit Versprechungen zu betäuben und mit dem Anhange vieler ansehnlicher Leute, welche alle auf den Befehl der Obern an der Beförderung anderer arbeiten müssen gross zu thun, bis gleichwohl das Mitglied die Erfüllung jedes Auftrages für Pflicht, und das Wohl des Ordens für sein eigenes ansieht, oder anzusehen scheint. Und hat ein solcher das Unglück eine unbesonnene Handlung oder dem Orden in einem Quibus licet, Soli oder Primo ein Geständniss von dem vertrauten oder abgefischten Geheimnisse seines Freundes oder eines Andern gemacht zu haben, so ist er für sich verloren, und gehört ganz dem Orden. Hat er nun einmal die Fesseln an, so ist ihr Verfahren stolz: sie achten seiner nicht mehr, er kann austretten, heisst es, wir bedürfen seiner nicht. Ich glaube nicht, dass es ja einer wagt, oder wagen werde, nur eine unzufriedene Miene zu machen, am allermindesten aber, davon zurückzutretten, besonders wenn er sich der fürchterlichsten Drohungen erinnert.

Kein Fürst kann den schützen — der uns verräth. —

Ihr Geschmack in Auswahl der Mitglieder war gewiss der besste. Sie suchten nur solche Leute in ihr System zu ziehen, welche sie zur ihren Absichten benügen zu können glaubten. Leute von Stand, Ansehen, Vermögen, Räthe, Archivarien, Sekretairs, Landbeamte, Professoren, Geistliche, Hofmeister, Haussecretairs, Mediciner, Apotheker, waren ihnen also die angenehmsten und willkommensten Gäste.

Der zweite Grad, welcher aus einem grösseren Ordensbande, einem andern Handdruck, und wenigen Kleinigkeiten, weiter nichts von Ceremonien enthält, ist eigentlich die Schule, worin die Mitglieder, wenn ich mich[WS 1] recht ausdrücken darf, wie die wahren Spürhunde abgerichtet werden. Es empfängt da jeder eine auf genaue Beobachtung und Erfahrung sich gründende Instruction, wodurch er im Stande gesetzt wird, die Gesinnung und Meinung eines jeden zu erforschen, selbe zu benüzen, Geheimnisse abzulocken p. p. Kurz den Menschen durch und durch zu kennen, und den daraus zu machen, was

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: micht
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Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 299. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_299.jpg&oldid=- (Version vom 2.12.2018)