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Wahrscheinlich infolge Versuche einiger Freunde, die Kassation aufzuheben, wurde vom Kurfürsten am 17. September jede Behelligung mit Vorstellung oder Fürbitte verbeten.

Nach dieser Probe willkürlichsten Verfahrens kann das Weitere nun nicht mehr verwundern.

Die Grafen Savioli und Constanzo wurden ab officio im August suspensiert und in Verhöre verwickelt; letzterer auch über den Zweck seiner Berliner Reise vernommen; beide dann unter Belassung einer Pension von 800 und 400 Gulden nach Italien ausgewiesen. Der junge Hofrat Graf Montgelas mit Ordensnamen Musäus, der denunziert worden war, das Illuminatensiegel aufzubewahren, wurde aufgefordert, dasselbe abzuliefern.

Es war behauptet worden, dass dieses Siegel ein Schiff mit der Sonne darstelle und die Aufschrift: Tempestatibus obstat trage. Montgelas schrieb am 20. September dem Kurfürsten, dass ihm ein solches Siegel gänzlich unbekannt sei, die Behauptung, dass ein solches in seinen Händen, wäre ein verleumderisches Vergehen, und er bitte, gegen seinen Kläger den Rechtsweg eröffnen zu dürfen.

Montgelas hatte nicht gelogen, wenn er sagte, solches Siegel sei ihm unbekannt, denn dasselbe zeigt zwar die Sonne, die jedoch ein blühendes Kornfeld bescheint, vor demselben stand unter einem Baum ein angebundenes Pferd, das diese Saat betrachtet, aber nicht zu ihr gelangen kann. Eine Inschrift hat das Siegel nicht. Das Pferd soll das Volk bedeuten, resp. die gefesselte Kraft und Sehnsucht nach Freiheit. Dieses Siegel war nach Bekanntgabe des Verbotes verschwunden, ist jedoch gerettet worden und nunmehr im Ordensarchiv zu Dresden. – Montgelas behielt seine amtliche Stellung zwar trotz aller Verdächtigungen, wurde jedoch wenig befördert und suchte sich deswegen zu verbessern. Er wurde laut Drekret vom 29. April 1787 am Zweibrückischen Hof durch Carl II., Pfalzgrafen bei Rhein angestellt und ist dann später berufen gewesen, Bayern nach dem Tode des Kurfürsten, unter dessen Nachfolger, als erster Minister zu regieren und den Grund zu dessen jetziger Stellung im Deutschen Reiche zu legen.

Der Kurfürst Carl Theodor hatte vergebens sich der Anstellung bei dem von ihm gefürchteten Hofe widersetzt, er wollte den Illuminaten nicht als Berater seines Nachfolgers wissen, immerhin ist es aber dieser Einfluss gewesen, dass Montgelas in seinem Treueide nachfolgenden Passus beschwören musste:

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Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 323. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_323.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)