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Mehr und mehr wurde im Laufe der Jahre Weishaupt in der weiteren Öffentlichkeit vergessen, seine Schriften, die durchgängig an einer Weitschweifigkeit des Ausdruckes und Aufbaues leiden, konnten im Publikum nicht Gefallen finden, weil der knappere Stil und die kurze Ausdrucksweise immer moderner wurden, heute jedoch würde seine Schreibart unsern nervösen Lesern oft geradezu unerträglich erscheinen. Seine Hoffnung, ein späteres Menschengeschlecht werde seine Schriften lesen, kann nur in Erfüllung gehen, wenn sich ein berufener Bearbeiter seiner Werke fände, der die oft vortrefflichen Gedanken, die vorzüglichen gebotenen Lehren von dem unnötigen Ballast entkleidet, und beides in einem modernen Gewande darbietet. —

Weishaupt, der als Verächter der Religion und namentlich als Feind der positiven Religion verschrieen war, protestiert gegen diese Verleumdungen in seinen Werken sehr energisch, ja er wurde sogar Kirchenerbauer. Da er als Katholik in einem protestantischen Land wohnte, empfand er es unangenehm, dass Gotha keine katholische Kultusstätte besass, denn die Seelsorge katholischer Christen wurde damals von Erfurt aus gepflegt. Seinen Bemühungen gelang es, dass ein Fond zum Bau der jetzigen katholischen Kirche in Gotha gesammelt wurde. Er regte sich eifrig für dieses Werk und veranlasste auch den König von Bayern zu einer bedeutenderen Geldspende. Sein Name ist daher mit diesem Kirchenbau auf das engste verbunden.

Am 18. Nov. 1830 nachmittags ½5 Uhr starb Weishaupt nach längerer Krankheit an Entkräftung.

Er wurde neben seinem Sohne Wilhelm am 21. Nov. begraben. Sein Denkstein zeigt weder Geburts- noch Todestag, trägt aber die, vielleicht von ihm selbst verfasste, vielsagende Inschrift:

Heic jacet
Weishaupt Vir Ingenio Animo Doctrina
Primarius Civium Libertatis
Vindex Acerrimus
Exsul Obiit Octogenarius.

Einige nicht unwichtige Daten aus Weishaupts Leben hat sein Sohn Karl in einigen Briefen an den Hofrat K. A. Böttiger zu Dresden hinterlassen. Letzterer hat eine ganz bedeutende

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Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 396. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_396.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)