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Monarchen zu vertilgen. Die Formel war mit Blut geschrieben und hatte ausser der Chiffre Balsamos, die obenan stand, elf Unterschriften, die sämtlich ebenfalls mit Blut geschrieben waren. Diese Unterschriften wiesen die Namen der zwölf Grossmeister der Illuminaten auf. Balsamos Chiffre war jedoch nicht von ihm selbst gezeichnet und er wusste auch nicht, wie sie dorthin kam.

»Aus dem, was ich hier und dort in dem Buche gelesen, überzeugte ich mich immer mehr, dass der bestimmte Streich dieser Secte vornehmlich auf Frankreich gerichtet war, nach dessen Fall es sodann auf Italien, sonderlich auf Rom losgehen würde,« bemerkte Balsamo seinen Richtern gegenüber betreffs des gedachten Buches. So versichert wenigstens sein Biograph. »Ich überzeugte mich ferner, dass die Gesellschaft in verschiedenen Banken zu Amsterdam, Rotterdam, London und Genua grosse Geldsummen liegen habe, welche, wie mir meine Begleiter versicherten, von den Beträgen herkommen, die alljährlich von 180000 Maurern, für jeden fünf Louisdor gerechnet, entrichtet würden, dass man sich dieser Summe zur Unterhaltung der Ordenshäupter, zur Besoldung der Emissäre, die an allen Höfen sich befänden, zur Unterhaltung der Schiffe und endlich zur Anschaffung dessen, was die Secte brauchte, und zur Belohnung derjenigen bediene, welche irgend eine Unternehmung gegen despotische Souveraine wagten. Ich entdeckte ferner, dass die Anzahl der Logen, die sich in Amerika und Europa befinden, 20000 betrage, die jährlich am St. Johannistage verpflichtet seien, 25 Louisdor an die gemeinsame Ordenskasse zu zahlen. Endlich boten mir meine Begleiter Unterstützung an Geld an und versicherten, bereit zu sein, mir auch mit ihrem Blute zu dienen. Ich erhielt wirklich 600 Louisdor von ihnen an baarem Gelde. Als wir hierauf in Gesellschaft nach Frankfurt zurückkamen, reiste ich andern Tags mit meiner Frau nach Strassburg ab.«

So unser Wundermann.

Da sich füglich nicht annehmen lässt, dass der römische Biograph an dieser Stelle sich eine direkte Fälschung resp. Unterschiebung erlaubt haben sollte, so bleibt nichts anderes übrig als die Möglichkeit, Balsamo habe auch in Rom seine Richter in der nämlichen unverschämten Weise an der Nase herumgeführt, wie er es in Paris getan. Diese Möglichkeit wird indessen zur Gewissheit, wenn wir diesen Roman besonders an seinem Schlusse genauer betrachten. Balsamo wollte damit nur

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Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 422. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_422.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)