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Nacht hergestellt hat. Diese Liebhaberei für geheime Künste war damals allgemein und wurde auch von Knigge geteilt, der den Freiherrn kannte. Knigge hat jedenfalls den Baron angeworben, als er nach seinen Aussagen im Jahre 1780 bei Frankfurt lebte und eifrig für den Orden warb. Auch der Umstand, dass der Freiherr sich von Weishaupt abwandte, nachdem Knigge mit dem Orden gebrochen hatte, lässt vermuten, dass beide gute Freunde waren.

Knigge gibt nun in seiner rechtfertigenden Schrift »Philos endliche Erklärung« Seite 23 an, dass er 1780 einen einsamen ländlichen Aufenthalt in der Nähe von Frankfurt a. M. bezogen hat und sagt dann wörtlich, nachdem er über seine phantastischen Neigungen in früheren Jahren selbstironisch berichtete:

»Da ging denn kein vacierender Geisterseher, vornehmen und geringen Standes, kein reisender Geheimnisjäger, kein bettelnder Goldmacher mein Haus vorbei.« —

Es ist doch sehr naheliegend, dass unter solchen Umständen Knigge auch mit Cagliostro bei Frankfurt a. M. zusammengekommen sein muss, der im Jahre 1780 bereits ein berühmter Mann war. — Ob Knigge nicht etwa gar in Grosskarben wohnte, kann ich nicht feststellen, er selbst spricht nur von seinem ländlichen Aufenthalt bei Frankfurt. Wenn das nun auch nicht der Fall ist, so genügen doch diese drei Tatsachen, 1. die Überlieferung von dem Tempel im Park, 2. die Angaben Knigges, 3. dass Knigge eifrig für den Orden warb, und alle bedeutenden Männer heranzuziehen suchte, um anzunehmen, dass Cagliostro später ein sicher nur ganz vorübergehendes Zusammentreffen mit Illuminaten, die allem Anschein nach Knigge und v. Leonhardi waren, zu seinem phantastischen Märchen aufbauschte, das lebhaft an die famosen Aussagen des Barons Mändl erinnert.

Es hat der Vorwurf, Cagliostro sei ein Illuminatenoberer gewesen, wobei die Illuminés wieder mit ihren schauerlichen Gebräuchen ebenfalls als die Illuminaten angegeben und mit letzteren verwechselt wurden, später solche Dimensionen angenommen, dass Bode eine anonyme Schrift herausgab, die beides richtig stellen sollte. Bode schreibt aus Weimar am 12. Mai 1790 an Frau Hess:


»Wenn sie einmal nichts besseres zu thun haben: so lesen Sie doch auch eine Broschüre mit dem Titel: Ist Cagliostro Chef der Illuminaten? Wenn Sie aber den Notenmacher zu

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Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 424. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_424.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)