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b) Reichsfreiherr v. Häffelin, Bischof zu Chersones, damals Vicepräsident des geistlichen Rates, c) Freiherr von Stengel, geheimer Kabinets-Referendar. Als Secretär des Ordens erschien der Ex-Professor Bermiller und als untergeordneter Geschäftsführer der Buchhändler Fontaine in Mannheim. Originalbriefe aus Paris bewiesen, dass der Graf v. Rumford selbst mit der Propaganda in naher Berührung stand. Der Inhalt mehrerer Briefe in Chiffern blieb ganz unaufgelöst.

»In dieser Lage der Dinge fasste der Churfürst den Entschluss, die gemachten Entdeckungen als ein Staatsgeheimniss zu bewahren, allmählich die Matadoren von ihren Stellen zu entfernen und nach einem festgesetzten Plane indirecte den Orden zu entkräften. Graf Rumford ward unter einem ruhmvollen Vorwand nach England geschickt, einige andere setzte man in den Ruhestand: allein ehe nur irgend ein bedeutender Teil jenes Plans ausgeführt war, starb Karl Theodor, und Maximilian Joseph IV., der lange schon von Mitgliedern des Ordens umstrickt war, trat die Regierung an.

»Noch muss ich bemerken, dass weder in den neuentdeckten Archiven, noch in dem aufgefundenen Briefwechsel des in Gotha lebenden Stifters des Ordens, des Hofrat Weishaupt, jemals erschien, dass von Verbindungen mit Ordensmitgliedern in den österreichischen Staaten nichts Erhebliches vorkam und dass die bayrischen Illuminaten, wie die Illuminaten andrer Provinzen, ihre Wirksamkeit ausschliesslich auf ihr Vaterland beschränkt zu haben scheinen.

»Die Illuminaten hatten also schon in den letzten Jahren der Regierung Carl Theodors ihre Macht fest begründet. Die gegenwärtige Regierung bot ihnen selbst die Hand, sich noch weiter auszudehnen. Die verbannten Mitglieder des Ordens wurden zurückberufen sowie die Unterdrückten an die Spitze gestellt und ganz, im weitesten Sinne des Wortes, haben sie den ersten Zweck des Ordens erreicht: den offenen argwohnlosen Fürsten und durch ihn das Land zu beherrschen.

»Der dirigirende Minister, Freiherr von Montgelas, ist Illuminat aus der früheren Epoche und ganz im Geiste des Ordens gebildet. Allein nach dem Urteile von Männern, die tiefer in seinem Charakter blickten, soll er lange nicht jener planvolle, systematische Kopf sein, für welchen man ihn zu halten geneigt ist. Unbeschränkt wird er durch den geheimen Rat und Referendär von Zentner und den Legationsrat Ringel,

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Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 432. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_432.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)