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Offentlich ward es in Landshut vom Buchhändler Krüll verkauft und in reichlicher Zahl an andere Buchhandlungen versandt. Die Reichsversammlung in Regensburg veranlasste darüber eine Untersuchung, über die man in Bayern noch spöttelte und den Verfasser, der dem Gerücht nach ein Priester sein soll, als einen Witzkopf in Schutz nahm! In einem andern Flugblatte ‚Abschied an Utzschneider’ wird dieser revoluzionäre Kopf mit Jesus Christus in eine Parallele gesetzt.[1] Das letzte Product patriotischer Presse: »Die Folgen des Friedens« kam mir noch nicht zu Gesicht. Nach Briefen aus München vom 26. Oktober soll es seiner Vorgänger vollkommen würdig sein.

»Utzschneider steht itzt in gar keinem öffentlichen Amte. Er errichtet eine Lederfabrik in Gesellschaft des ehemaligen Kammerdieners Andrä, der wegen einer höchst gefährlichen Korrespondenz nach Preussen unter der vorigen Regierung exilirt war. Bei ihm und Strobel versammeln sich von Zeit zu Zeit die Mitglieder ihrer Fakzion, zu welcher bis itzt aus den höhern Ständen noch Niemand sich schlug. Noch verdienen unter den Matadoren genannt zu werden: der geistliche Rat und Pfarrer Bucher in Engelbrechtsmünster,[2] und der Oekonom Rottmanner zu Ast bei Straubingen. Diese machen mit den früher Genannten den leitenden Ausschuss der Verbindung aus.

»Während des Krieges lieferte ihnen ein gewisser nun nach Bayern zurückgekehrter Mineralienhändler Graf zuweilen


  1. Von Strobel gedichtet und verlegt. Die Verse, auf welche Armbruster anspielt, lauten:

    »So war vor achtzehnhundert Jahren
    Der Gottmensch auch den Observanten seiner Zeit
    Den Pharisäern und den schriftgelehrten Narren
    Ein Revolutionär wie Du« usw.

    Ein Exemplar dieses Gedichtes liegt den Untersuchungsakten bei, in welche mir die Königl. Archivverwaltung freundlich Einblick gewährte. Dieselben enthalten ein ausführliches Verzeichnis der oppositionellen Flugschriften und sind eines genaueren Studiums durchaus wert. Hier sei nur zur Vervollständigung von Heigels Mitteilungen erwähnt, dass sich als Verfasser der »Zehn Gebote für Bürger und Bauern im lieben baierischen Vaterlande (1800)« Graf Hazzi herausstellte und dass die ironische Dankadresse der bayrischen Nation an Max Joseph IV. dem Drucker Zangl von dem dem Generalstabe Moreaus zugeteilten Officier Krokowiecky zum Druck überbracht worden sei. Krokowiecky lag bei Strobel im Quartier und letzterer dürfte vielleicht der Verfasser gewesen sein.

  2. Über diesen vergl. Heigel, Aus drei Jahrhunderten, S. 134 ff.
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Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 440. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_440.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)