Seite:Geschichte des Marktfleckens Grönenbach 005.jpg

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3. Klasse, Telegraph und Ortstelephonnetz, Omnibus zwischen Bahnstation und Marktflecken, Kariolpost nach Wolfertschwenden, einen Arzt und eine Apotheke. Der Marktflecken selbst zählt 624 Katholiken und 205 Reformierte; die ganze Gemeinde Grönenbach 1397 Katholiken, 358 Reformierte und 162 Protestanten A. C. nach Zählung vom 1. Dezember 1905. Der Marktflecken hat eine Höhenlage von 718 m über der Nordsee und überaus reine, gute Luft, wozu auch die prächtigen, in nächster Nähe liegenden Waldungen sehr viel beitragen; die Bodenunterlage ist meist Kiesgeröll und Nagelfluhfelsen. Getreide wird im Gegensatz zu früheren Jahrhunderten nur mehr sehr wenig gebaut, kaum wird noch der Selbsteigenbedarf mehr gedeckt. Der landwirtschaftliche Betrieb ist daher großteils Viehzucht und Milch- und Käse-Produktion. Der freundliche Marktflecken hat ansehnliche Kaufhäuser und sind alle Handwerke vertreten. Das Wappen von Grönenbach ist ein weißer Bach im grünen Felde. Der Bach führt den Namen Urach und entspringt am Fuße des Kirchberges. Die zwei Konfessionen leben schiedlich-friedlich nebeneinander in ziviler, bürgerlicher Toleranz; die Konfessionen haben ihre eigenen Schulen und sind, was gewiß nicht zu beklagen, sog. Mischehen äußerst selten. Im Nachfolgenden bietet der Verfasser einen Beitrag zur Lokalgeschichte von Grönenbach, das eine reiche und ziemlich bewegte Geschichte aufzuweisen hat. Die Geschichte von Großdeutschland spielt sich im kleinen Format auch hier in Grönenbach ab: Adelsgeschlechter, Kollegiat- oder Chorherrenstift, Einführung der Reformation, Restitutio in integrum, annus normalis 1. Januar 1624, Säkularisation 1803; um diese inhaltsschweren Worte kreist auch in Grönenbach die Ortsgeschichte in folgeschwerem Wechsel.

Der Abschnitt, welcher in diesem Buche die teilweise Einführung der Reformation hier behandelt, war für den Verfasser ein mühselig Stück Arbeit; wiederholt und wiederholt legte er die Feder zur Seite, erholte sich unter Vorlage und Unterbreitung dieser Partien das Gutachten unparteiischer Männer, deren Urteil dahin lautete, daß diese Partien, der Vergangenheit zugehörend und