Seite:Geschichte des Marktfleckens Grönenbach S249.jpg

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gegangen etc.“ Dieses Schloß war stark befestigt und zu einer Wasserfestung gemacht worden; heute noch steht im Osten, dem Walde zu, die Talsperre, welche den Mühlbach staute zu einem gewaltigen Weiher und so neben dem steilen Hang nach Osten und Süden ein zweites gewaltiges Annäherungshindernis bildete. Ebenso war eine zweite gewaltige, heute noch bestehende Talsperre, ein Damm, aufgeführt von der Rotensteiner Mühle an bis an den Südhang des Rechberger Kapfes, welche das Wasser von Westen her sperrte und einen ausgedehnten Weiher bildete und so eine Annäherung und Bestürmung der Burg von der Nordseite wirksam verhinderte. Zugänglich war sie nur von Südwest und West, und da hatte die Kunst einen tiefen Wallgraben ausgeworfen, der nur mittelst Zugbrücke überschritten werden konnte. Zur Zeit des Bauernkrieges 1525 war der Marschall Wolfgang von Pappenheim von seinem Schlosse zu Rotenstein, ebenso die Witwe des Marschalls Alexander von Pappenheim vom Schlosse zu Grönenbach nach der befestigten Stadt Kempten geflohen.

Im Jahre 1632, im 30jährigen Kriege kamen die Schweden von Memmingen her und stürmten und plünderten sowohl das Schloß Grönenbach wie auch das Schloß Rotenstein. Im Jahre 1646 kamen die Schweden zum zweiten Male in diese Gegend, und am 28. November 1646 hatte der schwedische General Wrangel im Schlosse Rotenstein sein Standquartier. In diesem Schlosse Rotenstein lebte auch Erzmarschalk Philipp v. Pappenheim, der auf seinen Besitzungen und bei seinen leibfälligen Untertanen nach seiner Schweizerreise den Calvinismus 1559 einführte und zuerst auf Schloß Rotenstein durch den aus der Schweiz mitgebrachten calvinischen Prädikanten die neue Helvetierreligion predigen ließ unter der Linde auf dem Bauhofe in Rotenstein. Die späteren Nachkommen, die wieder katholisch geworden, ließen in dem Schlosse in einem eigens zubereiteten Schloßzimmer wieder das hl. Meßopfer feiern. Es kam dann die traurige Zeit der Säkularisation; der bayrische Fiskus nahm auch Schloß Rotenstein in Beschlag als fürstabtl. Besitzteil und verkaufte das große ehemalige Besitztum, Schloß und Gut an den bisherigen Beständner Döring, eine Familie, die schon zu Fürstabtszeiten das Gut bemeiert hatte.[1] Am St. Josefsfeste, den 19. März 1873, stürzte das ehemalige Schloß in sich zusammen, indem auf der Nordseite eine Erdsenkung, wahrscheinlich durch unterirdische Quellflüsse hervorgerufen, erfolgte, so


  1. Die Familie Döring hat nunmehr im Dezember 1909 das ganze Schloßgut, ca. 248 Tagw., an Güterhändler zur Zertrümmerung verkauft.