Seite:Glueckel 001.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Erstes Buch.

Im Jahre 1691 beginne ich dieses zu schreiben, aus vielen Sorgen und Nöten und Herzeleid, wie weiter folgen wird. Gott aber erfreue uns so lange Zeit, als er uns plagte, und schicke unseren Messias und Erlöser bald. Amen.

Alles, was Gott – gelobt sei er – erschaffen hat, hat er nur zu seiner Ehre erschaffen und »die Welt wird mit Barmherzigkeit erbaut werden«. Wir wissen, daß Gott – gelobt sei er und gelobt sein Name – alles erschaffen und getan aus eitel Gnade und Barmherzigkeit, denn der Herr – gelobt sei er – hat keines seiner Geschöpfe nötig. Aber da der Gepriesene vielerlei erschaffen hat, ist alles zu seiner großen Ehre, und er hat alles mit Gnade und Barmherzigkeit erschaffen, daß es uns sündigen Menschen alles zu nutzen kommt.

Denn alles, was erschaffen ist, kommt uns Menschen zu nutzen, auch das, was wir Menschen schon nicht begreifen oder betrachten können.

Aber es ist so, wie König David gefragt hat, wozu ein Narr und eine Wespe und eine Spinne ist erschaffen worden, denn ihm hat gedeucht, wem zu nutzen kommen die dreierlei auf die Welt. Aber er ist endlich gewahr worden, daß alle dreierlei ihm selber sind zu nutz gekommen und ihm, nächst Gott, sein Leben erhalten haben, wie es im Buche der Könige beschrieben ist. Wer es wissen will, kann es in den 24 Büchern nachlesen. Nun ist auch bekannt, wieviel Trübsal, Elend und Widerwärtigkeiten wir sündige Menschen in dieser vergänglichen Welt haben.

Zudem finden wir, wieviel fromme Leute in der Welt sind, denen es gar übel ergeht und die im Diesseits gar

Empfohlene Zitierweise:
Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 1. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_001.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)