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dort in vier oder fünf Jahren bei zehntausend Reichstaler gekostet. Obschon sie keine große Haushaltung gehabt haben, so haben sie doch große Ausgaben gehabt, und die guten Leute haben gesehen, daß Hildesheim keinen Zweck für sie hat. Also sind sie von Hildesheim nach Hannover ins Haus zu meinem reichen Schwager Lipmann gezogen, wo sie auch geblieben sind und mit gutem Namen und in gutem Alter gestorben sind, wovon ich ein Mehreres berichten werde.

Also wir sind in gutem Handel gesessen. Mein ältestes Kind ist meine Tochter Zipora gewesen, welche nun bald zwölf Jahre alt gewesen ist.

Also hat Reb Löb, der Sohn von Reb Anschel, der in Amsterdam gewohnt hat, uns die Heirat vorgeschlagen mit meinem nachmaligen Schwiegersohn Kossmann, dem Sohn des Reb Elia Cleve – das Andenken des Gerechten gesegnet.

Nun, weil doch mein Mann – das Andenken des Gerechten gesegnet – zweimal im Jahr nach Amsterdam gezogen ist, hat er sich beeilt und ist wohl sechs Wochen früher gezogen als er zu ziehen pflegte, und hat an den Heiratsvermittler geschrieben, er müßte ohnehin nach Amsterdam ziehen, also wollt er sehen, was zu tun wäre.

Damals ist Krieg gewesen, so daß Reb Elia Cleve hat fortziehen müssen und er ist mit seinen Leuten nach Amsterdam zu wohnen gezogen.

Wie nun mein Mann – das Andenken des Gerechten gesegnet – nach Amsterdam gekommen ist, ist das Gerücht hierher gekommen, daß mein Mann sich mit Reb Elia Cleve verschwägern sollte. Dieses ist am Posttag gewesen, daß die Leute die Briefe an der Börse gelesen haben. Viele Leute haben es nicht glauben wollen und es ist viel Geld an der Börse verwettet worden. Der eine hat so gesagt, der andere hat so gesagt, und viele haben nicht glauben wollen, daß die Heirat geschehen sollte. Denn Reb Elia Cleve ist ein sehr reicher Mann gewesen und hat den Namen gehabt für hunderttausend Reichstaler und mehr, was auch die Wahrheit gewesen ist.

Empfohlene Zitierweise:
Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 134. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_134.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)