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etwas weniger, je nachdem der Kurs an der Börse für Drittel gewesen ist.

Wir haben auch unterschiedliche Partien Perlen bekommen; ist auch hübscher Verdienst daran gewesen, so daß wir ganz zufrieden gewesen sind. Kurze Zeit vorher bin ich mit meiner Tochter Esther ins Kindbett gekommen; ungefähr ein Jahr davor.

Nun sind uns für unseren Sohn Nathan einige Heiraten vorgeschlagen worden. Darunter auch die Waise des reichen Gemeindevorstehers Reb Elia Ballin. Ferner ist uns auch geredet worden und fast schon ausgeführt worden die Heirat mit der Tochter des reichen Reb Samuel Oppenheim[1].

Aber das ist von Gott zurückgehalten worden, daß es nicht geschehen ist, denn wir haben alle beide sollen unsere Mitgift nach Frankfurt am Main bei meinem frommen Schwager Reb Isaak erlegen. Wir haben nun allezeit einige tausend bei demselben Schwager in Edelsteinen liegen gehabt. Und der reiche Reb Samuel sollte seine Mitgift auch nach Frankfurt am Main schicken, wie er auch getan hat. Aber es ist Winterszeit gewesen, da ist ein großes Hochwasser gewesen, und das Geld ist vierzehn Tage länger unterwegs gewesen, als die bestimmte Zeit gewesen ist. Zwischen dessen haben unsere Vermittler sehr gedrängt und nicht ablassen wollen von der Heirat mit der oben genannten Waise. Nun hat mein Mann – das Andenken des Gerechten gesegnet – gedacht: »Ich bekomme keinen Brief von meinem Bruder Reb Isaak aus Frankfurt am Main, daß er laut Akkord das Geld bekommen hat. Sicher wird der reiche Reb Samuel Oppenheim andere Gedanken bekommen haben. Nun sollen wir die Heirat mit der Waise auch fahren lassen? Da säßen wir zwischen zwei Stühlen im Dreck.«

Also haben wir uns resolviert, die Heirat zu Gutem mit der oben genannten Waise zu tun.

Die Mutter der Waise hat sich verschrieben für viertausend Reichstaler Banco neben aller Aussteuer, und wir


  1. Der Wiener Hoffaktor Samuel Oppenheimer.
Empfohlene Zitierweise:
Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 148. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_148.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)