Seite:Glueckel 154.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

gewesen, habe aber vor der Welt meine Schwangerschaft dafür vorgewendet. Aber »ein Feuer brannte in meinem Innern«. Mein Mann – das Andenken des Gerechten gesegnet – hat mich getröstet und ich hab ihn getröstet, so gut wir gekonnt haben.

Es ist eben gegen die Frankfurter Messe gewesen, daß mein Mann – das Andenken des Gerechten gesegnet – hat dort sein müssen, denn er ist zu jeder Messe dort gewesen. Er ist – er ruhe in Frieden – am Donnerstag morgens von Stettin gekommen und gleich am Freitag hat er wieder nach Frankfurt fort gemußt. Also ist er mit traurigem Gemüt von mir fortgegangen.

Ehe er weggezogen ist, habe ich Isachar um Gottes willen gebeten, er sollt mit ihm ziehen. Weil er – er ruhe in Frieden – so gar unmutig gewesen ist, hab ich ihn nicht gern wollen allein ziehen lassen. Aber Isachar, wie er allerwegen seine Bosheit bewiesen, hat er auch da getan, und wollte nicht mitziehen, wenn nicht mein Mann – das Andenken des Gerechten gesegnet – ihm hätte versprechen müssen, er wolle ihm zwei von hundert geben von allem, was er einkauft oder verkauft.

Was hat man tun sollen? Ich habe meinen Mann – das Andenken des Gerechten gesegnet – nicht allein ziehen lassen wollen und haben deshalb Isachar allen seinen Willen tun müssen.

Mein Mann – das Andenken des Gerechten gesegnet – hat mit mir geredet und mich um Gottes willen gebeten, ich sollt weiter nicht daran denken, denn es ist ja nun nicht zu ändern. Und ich hab ihm müssen die Hand geben, daß ich es vergessen will, und mein Mann hat mir auch zugesagt, daß er nicht mehr daran denken will, wiewohl wir von den Wechseln wenig gehalten haben, so wie wir auch wirklich von all dem Geld nicht mehr als den einen Wechsel bezahlt bekommen haben. Von den anderen allen hat er seine Unterschrift geleugnet und es hat uns noch mehrere hundert an Unkosten gekostet.

Also ist mein Mann – das Andenken des Gerechten gesegnet – am Vorabend des Sabbat nach Harburg gekommen

Empfohlene Zitierweise:
Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 154. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_154.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)