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der Welt meiner Tochter anhängen – und solche Redensarten mehr.

Nun kann man sich wohl denken, wie der reichen Jachet, der Mutter des Bräutigams, der Brief in der Nase gekribbelt hat, wie sie ihn bekommen hat. Nun, was soll ich mich aufhalten, sie hat wieder voll Geringschätzung und Zorn geschrieben, sie hätte im Sinn gehabt, ihren Sohn bald zu seiner Braut zu schicken. Aber nun sie sehen, was wir schreiben, wenn wir ihren Sohn sehen wollten, dann sollten wir selber kommen und einen nach Metz schicken. Nun ist die Zeit lange mit eitel verdrießlichem Briefwechsel hingegangen, ohne daß wir zu einem festen Entschluß haben kommen können. Und besonders ist großer Krieg gewesen zwischen Seiner Majestät dem König von Frankreich und Deutschland, so daß einer zum anderen nicht gut kommen konnte.

Zwischendessen haben wir mit meiner Tochter Channa in aller Vergnüglichkeit Hochzeit gemacht.

Auch habe ich zu schreiben vergessen, daß lange zuvor die Hochzeit meines Sohnes Nathan mit der Waise Mirjam, der Tochter von Reb Elia Ballin, in Lust und Freude gehalten worden ist.

Mein Schwiegersohn Koßmann und meine Tochter Zipora sind auch hingekommen und wir haben ihnen alle ihre Unkosten wieder gegeben und noch Geschenke dazu. Auch ist Reb Jakob Hannover mit seiner Frau Suesse auf die Hochzeit gekommen und sonst viele fremde Leute, so daß es gar eine vornehme Hochzeit gewesen ist. Es sind mir in demselben Jahr mehr als zehntausend Reichstaler Banco aus den Händen gekommen. Gelobt sei Gott, der gibt und nimmt, der getreue Gott, der unseren Schaden allemal wieder so reichlich ersetzt. Und wollte Gott – er sei gelobt – er hätte mir die Krone meines Hauptes gelassen, es wäre kein glücklicheres Ehepaar in der Welt gewesen.

Aber um unserer Sünden willen sind all die Nöten, die der große gnädige Gott über uns beschlossen hat, und

Empfohlene Zitierweise:
Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 173. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_173.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)