Seite:Glueckel 189.jpg

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Danach sind mehrere Doktores und Bruchschneider gekommen, aber leider alles umsonst. Zu Sabbat Ausgang ist keiner mehr bei ihm gewesen als ich und der Abraham Lopez, denn er – er ruhe in Frieden – hat keinen wollen bei sich haben. Um Mitternacht hat Abraham Lopez nach dem Bruchschneider geschickt, denn er hat gemeint, daß sich die Wunde eignen sollte.

Wie der Bruchschneider gekommen ist, hat man bald gesehen, was los gewesen ist. Also ist der Bruchschneider weggegangen und hat gesagt, daß leider keine Heilung mehr sei. Also sag ich zu ihm: »Mein Herz, soll ich euch angreifen? Denn ich bin unrein gewesen.« So sagt er zu mir: »Gott bewahre, mein Kind. Es wird ja nicht so lange währen, daß du ins Bad gehen wirst«, welches er leider nicht erlebt. Also bin ich noch ein Weilchen bei ihm stehn geblieben und habe mit dem Abraham Lopez geredet, welcher gesagt hat, man sollte Reb Phöbus Levi rufen lassen, welcher – er Ruhe in Frieden – ein wackerer Mann bei Kranken gewesen ist. Wie derselbe kommt, hab ich gar einen wackeren Lehrer in meinem Hause gehabt, den laß ich auch herunterrufen. Es ist in der Nacht nach Sabbat ungefähr um Glock zwei gewesen.

Wie Reb Phöbus kommt, so geht Reb Phöbus zu ihm: »Reb Chajim, wollt ihr nichts befehlen?« Sagt er: »Ich weiß nichts zu befehlen. Meine Frau, die weiß von allem. Laßt sie tun, wie sie vordem zu tun gepflegt.« Und er sagt zu Reb Phöbus, man sollte ihm des Rabbi Jesaja Buch geben, woraus er ungefähr eine halbe Stunde gelernt hat. Danach hat er es wieder weggegeben. Darauf hat er so zu Reb Phöbus und unserem Lehrer angefangen: »Wißt ihr nicht was los ist? Laßt meine Frau und Kinder hinausgehn. Es ist hoch Zeit.«

Nun hat Reb Phöbus uns fast mit Gewalt hinausgestoßen. Nun will ich allen betrübten Herzen den Abschied zu erkennen geben! Danach hat Reb Phöbus noch das eine und das andere mit ihm reden wollen. Aber er hat ihm mit keinem Zeichen mehr geantwortet und als in sich geredet,

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Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 189. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_189.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)