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Sanwel und meinem Schwager Reb Elia und mit Isachar Cohen nach Berlin zur Hochzeit gezogen und bei Reb Benjamin[1] in Berlin Gast gewesen. Soll ich schreiben von all der Ehre, die ich von dem Brautvater Reb Hirsch und von seinem Onkel, dem gelehrten Benjamin, und von allen Leuten in Berlin empfangen habe? Das kann ich nicht erschreiben. Und besonders von dem reichen Reb Juda und seiner Frau. Obwohl er mit allen Wienern[2] entzweit gewesen ist, hat er mir doch am Sabbat von allen vornehmen Konfitüren geschenkt, die man nur sehen konnte, und hat mir eine mächtige Mahlzeit gegeben. Kurz, was soll ich mich lang aufhalten, ich habe mehr Ehre empfangen, als ich würdig und wert gewesen bin.

Also ist die Hochzeit in Lust und Freude und Ehre beendet worden. Einige Tage nach der Hochzeit sind wir zusammen wieder nach Hamburg gezogen mit Freuden und vergnügtem Herzen. Vor meiner Abreise von Berlin habe ich mit Reb Hirsch, dem Schwiegervater von meinem Sohn, geredet und ihn gebeten, er sollte doch gut nach meinem Sohn sehen, denn er wär noch ein junges Kind, das kein Geschäft verstünd. Also sollt er nach dem Seinigen sehn, ich hätte mich darum mit ihm verschwägert, weil ich der Meinung bin, daß mein Sohn wieder einen Vater in ihm haben werde. Reb Hirsch hat mir auch geantwortet, ich sollte für meinen Sohn nicht sorgen, ich sollte wünschen, daß ich für alle meine Kinder also viel zu sorgen hätte als für den Sohn. Aber mein Gott und Herr, wie ist das Blatt so unglücklich umgeschlagen!

Der Schwiegervater von meinem Sohn, Reb Hirsch, hatte in den Verlobungsvertrag verschrieben, er wollte bürgen, daß mein Sohn sollte drei Jahre bei ihm Kost haben und alle Jahr sollte er vierhundert Reichstaler zurücklegen. Er hat aber eines so viel gehalten wie das andere, wie noch mehreres beschrieben werden soll.

Nun will ich meinen Sohn Reb Löb in Berlin lassen und weiter von meiner Tochter Esther schreiben. Wie schon erwähnt,

  1. Benjamin Mirels.
  2. Exulanten aus Wien.
Empfohlene Zitierweise:
Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 201. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_201.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)