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Sonntag bei mir bleiben. Und Sonntag früh soll ich ihn mit meinem Schwager Reb Samuel Bonn nach Hameln schicken. Er soll einige Zeit bei Reb Samuel, dem Sohn meines Schwagers in Hameln sein, bis man sieht, was man mit ihm anfängt. Nun, solches ist geschehen. Es hat mich wieder viel Geld gekostet. Mein Sohn Reb Löb ist in Hameln gewesen, und ehe er nach Hameln gekommen ist, hat er müssen auf Hannover zu ziehn. Obzwar mein Verwandter, der reiche Reb Jakob Hannover, großes Mitleid mit ihm gehabt hat und auch mit ihm sehr mitleidig gesprochen hat, so ist solches doch ohne allen Effekt und Hilfe geschehen. Sie haben mir zwar von Hannover tröstlich geschrieben und mich getröstet. Ich habe ihnen gebührlich wieder geantwortet und mich für ihren Trost bedankt, aber damit wär es nicht getan, ob sie nicht ins Mittel springen und helfen wollten, daß mein Sohn wieder zurechtkäme. Er ist noch ein junger Mann und Gott könnte ihm wieder helfen. Ich habe aber zur Antwort bekommen von dem genannten reichen Reb Jakob, er wollte ihm assistieren und ihm fünfhundert Reichstaler geben, wenn mein Sohn Nathan und mein Sohn Mordechai ihm schriftlich geben wollten, daß sie für solches Geld Bürge leisten wollten. Daraus ist dasselbe zu ersehen, wie aus der Geschichte zu ersehen war, daß man niemanden, ehe er erprobt ist, für einen Freund halten soll. Ich hätte vermeint, daß Reb Jakob, welcher meiner Kinder naher Freund ist, um meines Mannes – das Andenken des Gerechten gesegnet – Ehre ein Mehreres getan und für seines Onkels Ehre zweitausend aufgewendet hätte. Aber wie schon erwähnt!

Nun ist mein Sohn Reb Löb ein halbes Jahr in Hameln gewesen. Danach ist der Kurfürst von Brandenburg nach Hannover gezogen, welches ich sofort wahrgenommen, und ich hab an meinen Schwager Reb Lipmann nach Hannover geschrieben, daß er sehen möchte, bei dem Kurfürsten – Gott erhöhe seinen Ruhm – ein freies Geleite zu erwirken, damit er wieder nach Berlin kommen und sehen kann, daß er etwas von seinen Schulden einbekommt, damit er auch seine Kreditoren befriedigen könnte. Denn er ist von Juden

Empfohlene Zitierweise:
Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 212. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_212.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)