Seite:Glueckel 246.jpg

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geredet, und sie gebeten, sie sollte ihm auf den Handschlag verzichten, er wollte ihr eine große Mitgift geben und ihr einen feinen vornehmen Jüngling geben. Sie hat aber mit keinem Gedanken gewollt.

Also hat Reb Bär Cohen an einige Rabbiner geschrieben und den Handel vorgebracht und um eine Erlaubnis angehalten, daß er eine Frau nehmen dürfte.

Der Gaon, Oberrabbiner von der Klaus in Altona, hat ihm die Erlaubnis nicht gegeben, aber wie man gesagt hat hat er die Erlaubnis von anderen Rabbinern bekommen. Trotzdem Reb Anschel gesehen hat, daß kein Gedanke ist, daß Reb Bär Glückchen nehmen wird, hätte er doch gerne gesehen, daß Reb Bär Cohen dieselbe genommen hätte, aber es scheint, daß Reb Bär Cohen schon längstens sein Herz auf die Tochter von Tewele Schiff gesetzt hat, welche er auch genommen hat. Und ehe das Jahr zu Ende gewesen ist, hat er einen jungen Sohn mit ihr gehabt. Man kann sich wohl denken, was für eine Freude Reb Bär mit dem Sohn gehabt hat. Kurz zuvor hat Reb Anschel – Gott behüte – einen hastigen Tod eingenommen. Er ist in der Nacht frisch und gesund zu Bett gegangen, ist keine Stunde im Bett gelegen und hat seine reine Seele ausgehaucht. Er ist von der ganzen Gemeinde gar sehr beklagt worden, denn er ist gar ein rechtschaffener, gottesfürchtiger Mann gewesen, desgleichen nicht mehr war.

Danach bin ich auf der Leipziger Messe gewesen, ungefähr ein Jahr, nachdem der Reb Bär Hochzeit gehabt hat. Da kommen Briefe nach Leipzig, daß die Frau von Reb Bär Cohen sehr krank ist; die andere Post kommen Briefe, daß sie tot ist. Was da für eine Bestürzung in Leipzig gewesen ist, ist nicht zu beschreiben.

Nun, nicht lange danach, hat Reb Bär die Schwester von seiner Frau – sie ruhe in Frieden – genommen. In all den Sachen ist die Hand von Samuel Orgels inmitten gewesen, denn er ist gar hoch bei Reb Bär Cohen aestimiert gewesen.

Eine Zeit danach ist der genannte Reb Samuel ins Bethaus gegangen, am Vorabend des Sabbat, und, Gott behüte,

Empfohlene Zitierweise:
Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 246. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_246.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)