Seite:Glueckel 270.jpg

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müssen in die Wälder retirieren. Doch hat sich der König in eine feste Stadt begeben und hat alle seine getreuen Kriegsleute angeredet, seinem Sohn Abadon getrost und ritterlich entgegenzugehn. »Denn kommt Abadon zu uns in die Stadt, so sind wir alle verloren.«

Des Königs Rat haben alle seine Kriegsleute gut angenommen und der König hat sich gerüstet und wollte mit seinem Volk gehn, vorn an der Spitze.

Aber des Königs getreue oberste Generalspersonen haben solches dem König widersprochen und es nicht leiden wollen. Denn sie haben gesagt, der König sieht ja wohl, daß der ganze Streit vonwegen des Königs ist. Denn wenn der Abadon den König erschlagen hätte, verlangt er Keinen mehr, dann bekäme er das Königreich. Aber der König soll in dieser Stadt bleiben und in seinem Stand und soll Gott bitten, daß er uns unsere Feinde in unsere Hände gibt. Also sagt der König: »Nun, ziehet hin in Frieden, Gott soll mit euch sein.« Also zogen alle ihre Scharen und ihre Obersten von dem König aus der Stadt und der König befahl den Obersten und allen Befehlshabern und bat sie gar sehr, den Abadon zu verschonen. Also sind des Königs Kriegsleute gegen Abadon gezogen mit freudigem Mut und haben sich auf Gott und ihre gerechte Sache verlassen. Obschon sie nur halb so stark waren, wie der Abadon mit seinem Kriegsheer, so schickte doch Gott eine große Verwirrung in die Schar des Abadon, daß sie alle von des Königs Kriegsleuten geschlagen und verjagt wurden. Es fiel eine große Furcht auf sie, denn die Furcht Gottes und seine Rache hatten den Abadon und seine Scharen verwirrt. Abadon selbst ist auch durch eine Wüstenei geflohen, um seinen Leib zu beschirmen, aber er wurde von des Königs Kriegsleuten mit Spießen erstochen. Also ist der Streit gestillt worden, aber niemand hat dem König sagen wollen, daß sein Sohn Abadon getötet worden ist.

Und der König hat gefragt: »Lebt Abadon auch noch?« Aber keiner hat dem König antworten wollen, und sie haben sich alle von dem König fortgeschlichen, als wenn

Empfohlene Zitierweise:
Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 270. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_270.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)