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und gar viel Schimpf und Schaden und Trübsal müssen ausstehen und wäre nicht sein großes bußfertiges Herz gewesen und daß ihn Gott besonderlich bewahrt hätte, wer weiß, was ihm noch mehr Böses geschehen wäre und wie er elendiglich von demselben wäre ermordet worden. Abadon, der so viel Böses und Mordtaten getan, der seinem frommen Vater, dem König, an Leib und Leben gegangen ist, der seines Vaters Kebsweiber geschändet, hat solch elendiglichen, schändlichen Tod einnehmen müssen. Solches soll sich ein jeder zu Herzen nehmen, denn Gott der gerechte Richter bezahlt alles, wie schon oftmals erwähnt, so daß wir Menschen nicht judiziern können, wen Gott straft oder wem er viel Gutes gibt. Gott schlägt und Gott heilet wieder, sein Name ist allezeit gelobt.

Wieder zu unserem Zweck zu kommen, wo wir gehalten haben, und daß ich gemeint habe, mit meinem Mann mich und meine Kinder in geruhigen Stand zu setzen. Aber konträr, wie schon erwähnt und wie ich weiter erzählen werde.

Unsere Verlobung ist in Metz geschehen im Siwan 1699 durch meinen Schwiegersohn Moses und durch meinen Gevatter Reb Abraham Krumbach und seine Frau. Nun was soll ich von den Leuten schreiben? Sicher leg ich ihnen alles gut aus, daß sie alles in Gottes Namen getan haben und daß sie gemeint haben, daß ich sehr gut ankomme, wie es auch das Ansehen gehabt hat. Aber in der Tat ist es leider anders herausgekommen, wie weiter folgen wird.

Die Zeit der Hochzeit ist bestimmt gewesen auf den 33. Tag der Zählung vom Passahfeste bis zum Wochenfeste im Jahre 1700. Es ist alles in der Stille gewesen, aus dem Grunde, den ich oben angegeben habe. Nun, zwischendessen hab ich das Meinige zu Geld gemacht, damit ich nichts schuldig geblieben bin, und habe Wechsel an den reichen Reb Gabriel nach Fürth geschickt, damit er das Geld dafür einnimmt und es bis zu unserer Ankunft behält. Zwischendessen hab ich mit meinem Mann Briefe gewechselt und er hat auch seine Briefe genug so verfaßt, daß

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Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 272. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_272.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)