Seite:Glueckel 284.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

ins Kindbett gekommen, worüber ich sehr erfreut gewesen bin, denn meine Tochter hat keine Kinder mehr gehabt, es sind ihr einige schöne Kinder gestorben. Also haben wir uns alle mit dem lieben Kind – Gott behüte es – gefreut. Mein Mann und ich haben die Gevatterschaft gehabt. Mein Mann hat ihnen auch ein vornehmes Gevatterschaftsgeschenk gegeben, eine Schale, innen und auswendig vergoldet von drei Unzen. Als meine Tochter aus dem Kindbett gehen sollte, hat er ihr ein Doublon als Kindbettgeschenk geschickt. Das ist gegen Ende Elul gewesen, daß meine Tochter frisch und gesund aus dem Kindbett gegangen ist. Zu der Beschneidung ist sie schon aufgewesen und hat alles versehen helfen. Am dritten Tage nach der Beschneidung hat sie selbst gekocht, daß sich ein jeder verwundert hat wegen ihres guten Kochens und wegen ihrer Anordnungen. Ihre Schwiegermutter Jachet hat mir auch oft und oft gesagt: »Ich muß es gestehn, daß Esther – sie lebe – besser als ich kochen kann.« Und in Wahrheit, wenn Jachet etwas Gutes hat gekocht haben wollen, hat sie meine Tochter Esther rufen lassen, sie hat es ihr kochen müssen.

Den Namen, den meine Tochter – sie lebe – bei arm und reich gehabt hat, in Frömmigkeit, Sittigkeit und aller Tugend in der Welt, kann ich nicht erschreiben. Sie ist aber immer unmutig gewesen über den Verlust der vielen Kinder, doch hat sie sich solches auch nicht viel merken lassen. In ihrer Haushaltung ist sie gar vorsichtig karg und genau gewesen, doch ist alles in Ehren zugegangen.

Allezeit hat sie einen Hausrabbiner und einen Talmudschüler an ihrem Tisch gehabt und arm und reich Zucht und Ehr angetan, so daß ich also Ursache genug gehabt hätte, mich zu freuen. Aber daß sich Gott erbarmen soll über unsere Freude und wankelmütiges Glück, welches der Anfang von meinem Trübsal und Nöten in Metz gewesen ist. Denn am Versöhnungsfest ist mein Enkel Elia – er lebe – krank geworden mit vielen und schweren Anfällen, und dieses hat wohl acht Tage gewährt, daß wir an dem lieben

Empfohlene Zitierweise:
Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 284. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_284.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)