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große Oberrabbiner Reb Abraham auch geschrieben hatte, daß er kommen will.

Also will ich meine Feder einziehen und nur schreiben, daß der große Rabbiner, der erwähnte Reb Abraham, in Frieden hierher gekommen ist.

Ich kann nicht erschreiben, mit welchen Ehren man ihn hier eingeholt hat, was wohl weltkundig sein wird, so daß ich es für unnötig erachte, es zu schreiben. Man hat ihm wirklich ein neues Haus bauen lassen mit seinem Lehrzimmer und mit seinem Lehrstuhl, daß ich mit meinem kleinen Verstande dafür halte, daß selbe nirgends so sind. Und unsere ganze Gemeinde, wenn sie auch, bevor er gekommen war, seine Partei nicht gehalten haben, so haben sie doch alle mit dem Gaon in aller Freundschaft gelebt. Denn von seiner Person, seiner Gelehrsamkeit und seinen guten Taten wäre viel zu schreiben, was der ganzen Welt genugsam bekannt ist; auch was für eine Gelehrsamkeit der erwähnte Gaon in die Gemeinde gebracht hat, und wie er nichts begehrte als Tag und Nacht in seinem Lernen fortzufahren und die Lehre unter Israel zu verbreiten. Kinder, die wirklich nichts gelernt hatten, hat er genommen und mit ihnen gelernt, daß sie tüchtig geworden sind. Nun, was soll ich mich viel aufhalten, seine Gelehrsamkeit ist überall bekannt!

Aber unsere Freude hat leider nicht lang gewährt, denn der erwähnte Gaon und Oberrabbiner hat sich in der heiligen Gemeinde Frankfurt aufnehmen lassen. Obschon die Gemeinde – sie lebe ewig – gar sehr in ihn gedrängt hat, daß er bleiben soll, und ihm geben wollte, was sein Herz begehrte, so hat er doch mit keinem Gedanken gewollt. Wir haben, seit der Gaon von hier fort ist, gar schlechte Zeiten gehabt mit Körper und Geld, wie ich noch kurz schreiben werde. Viele wackere junge Weiber sind leider gestorben, von denen man nichts Böses gehört hatte; es ist ein großes Elend gewesen. Gott soll sich doch weiter erbarmen und seinen Zorn von uns und ganz Israel abwenden. Amen. Amen.

Ich kann mich nicht enthalten, die Geschichte zu schreiben, die in unserer Gemeinde Metz geschehen ist am

Empfohlene Zitierweise:
Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 305. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_305.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)