Seite:Grimms Märchen Anmerkungen (Bolte Polivka) I 046.jpg

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der sie entweder 1) auf sein Kaufmannsschiff lockt oder 2) sich als Mädchen verkleidet zu ihr schleicht oder 3) einen unterirdischen Gang zu ihr gräbt oder 4) auf andre Weise die Schwierigkeiten zu besiegen weiß. Bisweilen tritt er nur als Ratgeber des Prinzen auf. – C. Über dem mit der Braut heimkehrenden Prinzen schweben aber drei Gefahren, die entweder von dem zaubermächtigen Vater der Braut oder vom eignen Vater des Prinzen oder von dessen Stiefmutter ausgehen: durch vergiftete Speisen, Kleidungsstücke, Begegnung mit Räubern oder einem Ertrinkenden, Überschreitung eines Flusses, Durchschreiten eines Tores usw. Die letzte Gefahr besteht darin, daß eine Schlange nachts in das Schlafzimmer des Brautpaares dringt. Der treue Diener hört durch ein Gespräch von Geistern oder Vögeln von den Gefahren und wendet sie ab, gerät dadurch aber in den Verdacht, seines Herrn Feind zu sein, insbesondere als er dessen schlafende Gattin berührt, muß sich durch ausführlichen Bericht rechtfertigen. – D. Infolge dieser Erzählung wird er aber zu Stein[1] und kann nur durch das Blut eines Kindes des königlichen Paares oder durch ein Heilmittel, das der Prinz von weither holen muß, wieder belebt werden.

Vlämisch bei Vermast S. 15 ‘Goudsterne en Zilversterne’. – Dänisch, doch sehr entstellt bei Kristensen, Aev. fra Jylland 2, 43 nr. 6 ‘Den tro stalbroder’ und bei Berntsen 1, 121 nr. 14 ‘Den tabte dronning’. Bei Kristensen rettet der treue Peter den Prinzen vor dem ihm durch seine Stiefmutter zugesandten Zauberpferd und Drachen und wird darauf zu Stein; der Prinz macht ihn wieder lebendig, indem er auf den Rat dreier schwarzer Jungfrauen drei Kröten dreimal küßt. In der andern Aufzeichnung rettet der eine Bruder seine geraubte Mutter auf dem Heimwege vor einer schadhaften Brücke, vergiftetem Wein und einem in ihre Schlafkammer gedrungenen Adler; der andre Bruder erfährt von zwei Jungfrauen,


    bei der Fahrt, auf der Horand Hilde holt, im König Rother v. 3060; vgl. W. Hertz, Gottfried v. Straßburg 1901 S. 503. R. Köhler 1, 464. 2, 344. Chauvin, Zs. f. Volksk. 17, 242 zu Kúnos nr. 19 b. Ilg 2, 9. Danon, Revue des études juives 32, 112. Jahn, Mehri S. 85. Büttner, Suaheli 2, 120. – Liebhaber als Mädchen verkleidet: Montanus, Schwankbücher 1899 S. 569. – Entführung durch unterirdischen Gang: Zarncke, Rhein. Museum 39, 1. R. Köhler 1, 393. 3, 162. Wetzel, Söhne Giaffers 1896 S. 219. Chauvin 5, 212. 8, 95.

  1. Versteinerung: Chauvin 6, 8. 57. 7, 98.
Empfohlene Zitierweise:
Johannes Bolte, Jiří Polívka: Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm I. Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1913, Seite 46. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimms_M%C3%A4rchen_Anmerkungen_(Bolte_Polivka)_I_046.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)