Seite:Grimms Märchen Anmerkungen (Bolte Polivka) I 255.jpg

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Auf den Bericht des Affen bleiben die Geister fortan dem Hause fern. Andre malaiische Märchen sind oben S. 78 zu nr. 10 angeführt worden.

In einer Erzählung aus Algier bei Stumme, Tazerwalt nr. 4 (Zs. d. morgenl. Ges. 48, 401) bauen sich Esel, Hahn, Hammel und Windhund eine Hütte und töten einen durch das Eselsgeschrei herbeigelockten Löwen; als ein zweiter Löwe sie besucht, muß der Hammel als Teppich zu wiederholten Malen das Fell des ersten Löwen herbeibringen und setzt dadurch den Gast in Furcht.

Die ältesten Aufzeichnungen unsres Märchens stammen aus dem 12. Jahrhundert und zeigen manches Eigentümliche. Um 1148 schildert der Genter Magister Nivardus in seinem lateinischen Epos Ysengrimus (ed. E. Voigt 1884 S. 194. Der Ysengrimus abbreviatus bei Grimm, Reinhart Fuchs 1834 S. 19 vgl. LXII ist ein um 1300 in Aachen gemachter Auszug) im 4. Buche die Wallfahrt, welche die Rehgeiß Bertiliana mit sieben Genossen nach Rom unternimmt; mit dem Hirsche Rearidus, dem Ziegenbocke Berfridus, dem Widder Joseph, dem Esel Carcophas, dem Fuchse Reinardus, dem Gänserich Gerardus und dem Hahne Sprotinus. Aus einer späteren Stelle (V. 825) geht hervor, daß die Haustiere, die zu einer Hochzeitsfeier geschlachtet werden sollten, vom Fuchse zur Pilgerfahrt überredet wurden und daß sich Hirsch und Reh später ihnen anschlossen. Unterwegs wollten sie in einem unbewohnten Hause, einem Hospiz für Reisende und Kranke, übernachten. Da tritt der Wolf Ysengrimus, der ihnen in arger Absicht nachgeschlichen war, zur Tür herein, stellt sich als frommer Einsiedler vor und möchte am Mahle teilnehmen. Als die Ricke den Widder auffordert, die Speisen aufzutragen, erwidert dieser, er habe nur einige Wolfsköpfe, und bringt mehrere solche herbei; es ist aber jedesmal derselbe Kopf, den er vorher auf des Fuchses Rat von seinem Platze über der Tür weggenommen hat. Erschrocken will sich Ysengrimus nach längerem Wortgefecht entfernen, wird aber von Hirsch, Bock und Widder mit Hörnerstößen und von Hahn, Fuchs und Gans mit Bissen übel zugerichtet. Als er racheschnaubend mit den andern Wölfen zurückkehrt, retten sich die Tiere auf den Heuboden; der Esel jedoch stürzt herab und erschlägt zwei Wölfe. Die übrigen entrinnen, da auch der Fuchs und die zischende Gans ihnen Entsetzen einjagen. – In der ebenfalls im 12. Jahrhundert entstandenen 8. Branche des französischen Roman de Renart (1, 265–278 ed.

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Bolte, Jiří Polívka: Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm I. Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1913, Seite 255. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimms_M%C3%A4rchen_Anmerkungen_(Bolte_Polivka)_I_255.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)