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Brüdern, welche bisher ein kanonisches Leben geführt hatten, nunmehr aber außerhalb des Klosters umherschweiften, die Regel der heiligen Väter, die bis dahin gar manches Jahrhundert hindurch eifrig beobachtet war, zuerst vernachlässigt zu werden anfing, dann aber, völlig verworfen, veraltete.

Es sind aber von der Ordination des heiligen Willehad, zu welcher Zeit die Kirche zu Bremen gegründet wurde, bis zum Ausgange Alebrands, wo eben diese Kirche abbrannte, ungefähr 270 Jahre.[1]SCH. 59.

78. Die Kirche brannte aber ab zu Anfange des Herbstes, nämlich am 11. September. Der Erzbischof war damals gerade auf einer Reise nach Friesland; als er nun die Einäscherung des Gotteshauses erfuhr, kehrte er sofort um, und indem er im Sommer darauf den Grund zum Neubau legte, beschloß er, unsere Kirche nach dem Muster des Kölner Doms ausführen zu lassen. Und ich glaube wahrhaftig, er würde, hätte ihm das Geschick ein längeres Leben beschieden, den ganzen Bau der Kirche in wenig Jahren vollendet haben; so groß war dieses Kirchenfürsten Lebhaftigkeit und beharrlicher Eifer bei jeglichem Werke, besonders aber beim Baue des Gotteshauses. So wurden allein in diesem Sommer, indem doch der Bau erst begonnen war, nicht blos der Grund gelegt, sondern auch die Säulen und deren Bogen und die Seitenmauern vollständig errichtet.

Nach Verlauf des Winters wanderte, als das Osterfest schon nahe war[2], der glückseligste Erzbischof Alebrand [am

Schol. 59. Es behaupteten nämlich manche von Alebrands Neidern, er habe blos den Fehler des Hochmuths gehabt. Daher erhob sich zwischen ihm und dem Bischof Brun von Ferden ein Streit, wie ihn Bischöfe nicht hätten führen sollen, und zwar zumeist veranlaßt durch den Hochmuth eines gewissen Wolfrid, eines Vogtes, der auch eines plötzlichen und kläglichen Todes starb, ebenso wie der Erzbischof.

  1. Von 788 bis 1045 sind kaum 257 Jahre
  2. Nämlich im Jahre 1045, wo Ostern auf den 7. April fiel. Folglich paßt dieses Jahr besser zu der Erzählung von Alebrands Tode, als das Jahr 1043, wo Ostern schon am 8. April war.
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Adam von Bremen: Hamburgische Kirchengeschichte.Leipzig: Dyk'sche Buchhandlung, 1893, Seite 118. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hamburgische_Kirchengeschichte_(Adam_von_Bremen)_118.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)