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der mächtigste wäre, und endlich nahmen sie mit Keckheit die Waffen und versuchten ihren Herrn und König abzusetzen. Dies alles aber ist leichter mit Augen zu sehen, als mit der Feder zu beschreiben.

Als endlich die Aufstände dem Frieden Platz gemacht hatten, wurden die Erzbischöfe Adalbert und Anno[1] zu Cousuln[2] erklärt und von ihrer Berathung hing fortan die Leitung des Ganzen ab. Obwohl nun beide kluge Männer waren und sehr tüchtig in der Fürsorge für den Staat, so zeigte sich doch, daß der Eine dem Andern an Glück und Wirksamkeit weit vorauseilte. [Daher währte diese zum Schein geschlossene Genossenschaft der beiden Bischöfe nur eine mäßige Zeit lang, und obwohl die Reden beider Frieden zu künden schienen, so stritten doch ihre Herzen mit einander in tödlichem Hasse. Der Erzbischof von Bremen freilich ergriff eine um so gerechtere Sache, als er mehr zum Mitleiden geneigt war und erklärte, man müsse seinem Könige und Herrn bis zum Tode Treue bewahren. Der Kölner aber, ein Mann von wildem Sinne, ward selbst des Treubruchs gegen den König beschuldigt. Zudem war er in allen Verschwörungen, die seiner Zeit angestiftet wurden, beständig der Mittelsmann.]

34. Denn der Kölner, den man der Habsucht zieh, legte alles, was er daheim wie am Hofe zusammenscharren konnte, zur Ausschmückung seiner Kirche an, und diese, die schon vorher groß war, machte er so sehr zur größten, daß sie bereits über allen Vergleich mit irgend einer Kirche im Reiche erhaben war. Auch beförderte er seine Verwandten und Freunde und Capellane, indem er sie alle mit den höchsten Ehrenstellen überhäufte, damit diese wiederum Anderen, Schwächeren zu Hülfe kämen. Unter diesen waren die vornehmsten der leibliche Bruder des Erzbischofs, Wezel, Erzbischof[3] von Magdeburg[4], und ihre Vetter, Burkard,

Bischof von Halberstadt [5], ingleichen Cuono, für Trier erwählt,

  1. Erzbischof von Köln 1056-1075
  2. Der Ausdruck Consuln soll etwa Reichsverweser bedeuten. Andere altrömische Bezeichnungen für dies Verhältniß finden sich unten Kap. 44, 46, 47, 53 und 60.
  3. WS: Korrigiert: Erzbischischof
  4. Auch Werner genannt, 1063-1077.
  5. Im Jahre 1059; getödtet 1088.
Empfohlene Zitierweise:
Adam von Bremen: Hamburgische Kirchengeschichte.Leipzig: Dyk'sche Buchhandlung, 1893, Seite 151. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hamburgische_Kirchengeschichte_(Adam_von_Bremen)_159.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)