Seite:Hamburgische Kirchengeschichte (Adam von Bremen) 164.png

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öffentlich prophezeiten, der Patriarch (denn so ließ er sich nennen) von Hammaburg werde bald Papst sein, seine Nebenbuhler müßten vom Hofe vertrieben werden, er selbst aber werde allein und lange Zeit hindurch das Reich regieren und so alt werden, daß er länger als funfzig Jahre lang Erzbischof bleiben und daß endlich durch diesen Mann für die Welt goldene Zeiten erscheinen würden. Und diese Dinge hielt Adalbert, obwohl sie ja nur von Schmeichlern und aus Gewinnsucht verheißen wurden, doch, wie wenn sie vom Himmel herunter erschallt wären, alle für wahr, indem er daraus hinwies, daß nach der Schrift gewisse Anzeichen zukünftiger Dinge den Menschen verliehen seien, nämlich entweder in Träumen, oder in Zeichendeutungen, oder in gangbaren Alltagssprüchen, oder in ungewöhnlichen Naturerscheinungen. Daher soll er die Gewohnheit angenommen haben, sich beim Schlafengehen an Märchen zu ergötzen; nach dem Erwachen an Träumen; so oft er aber eine Reise begann, an Zeichendeutungen. Mitunter schlief er auch den ganzen Tag über, die Nacht hindurch aber blieb er wach, indem er entweder Würfel spielte oder bei Tische saß. So oft er nun zur Mahlzeit ging, befahl er, den Gästen alles zur Fröhlichkeit und zum Ueberflusse darzubieten, er selbst dagegen stand oft, ohne etwas gegessen zu haben, wieder vom Tische auf. Indem er aber beständig Männer bereit hielt, deren Amt es war, die ankommenden Gäste zu empfangen, war er gar sehr darauf bedacht, daß sie auf ihn selbst nicht viel Rücksichten zu nehmen brauchten. Er rühmte nämlich die Gastfreundlichkeit als eine der größten Tugenden, welche, während sie göttlichen Lohnes nicht entbehre, oft auch schon unter den Menschen den größten Ruhm bringe. Beim Mahle aber fand er nicht sowohl an Speise und Trank, als an Witzreden oder an den Geschichten der Könige, oder an überraschenden Aussprüchen der Weltweisen Genuß. War er aber allein zu Hause, was selten der Fall war, daß er nämlich für sich, ohne Gäste oder königliche Gesandte speiste, dann brachte er die Zeit mit Märchen oder

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Adam von Bremen: Hamburgische Kirchengeschichte.Leipzig: Dyk'sche Buchhandlung, 1893, Seite 156. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hamburgische_Kirchengeschichte_(Adam_von_Bremen)_164.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)