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Auch nennt man als einen andern Zündstoff dieses Hasses den Vorfall, daß, als einst der Erzbischof einen aus dem Gesinde wegen übermüthigen Betragens hatte verhaften lassen, die übrigen, sofort in Wuth gerathend, bewaffnet in das Schlafgemach des Kirchenfürsten stürzten, um ihm selbst Gewalt anzuthun, und was sonst noch die Wuth den Ergrimmten eingab zu verüben, wenn der Verhaftete nicht losgegeben würde.

Der dritte Grund war, daß der Bischof, um sein Vermögen zu schonen, ein ganzes Jahr, ja oft zwei Jahre lang verreist war. Wenn er nun nach langer Zeit in sein Bisthum zurückkam und mit seinen Knechten und Verwaltern Rechnung zu machen anfing, so fand er, daß alles Gut und alle Einkünfte nicht minder verschwendet waren, als wenn er zu Hause geblieben wäre. Denn diese Art Menschen sind, wie Salust (Jugurtha Kap. 91) sie treffend beschreibt, wankelmüthig und treulos und weder durch Güte, noch durch Schrecken im Zaume zu halten.

Zudem verabscheute der Erzbischof die Völlerei im Trinken, welches Laster jenen Völkern eigenthümlich ist, an jenen so sehr, daß er oft den Spruch auf sie anzuwenden pflegte: „welchen der Bauch ihr Gott ist.“ (Philipper 3, 19.) Denn Zank und Hader, Widerreden und Lästerungen und alle größeren Verbrechen, die sie sonst noch in der Trunkenheit begehen, achten sie am andern Tage für eitel Scherz.

Auch klagte er, daß selbst bis zu seiner Zeit noch viele in den Irrsalen der Heiden befangen seien, so daß sie den Freitag durch Fleischessen befleckten, daß sie die heiligen Abende und die Feste der Heiligen und die verehrungswürdige Fastenzeit durch Schlemmerei und Buhlerei entweiheten, daß sie Meineide für nichts rechneten, Blutvergießen für rühmlich hielten. Ingleichen werden Ehebruch, Blutschänderei und andere der Natur widerstreitende Handlungen unreiner Lust kaum von einem von ihnen für schuldvoll erachtet. Die Meisten haben zwei, drei, ja unzählbare Frauen neben einander. Ebenso essen sie von gefallenem

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Adam von Bremen: Hamburgische Kirchengeschichte.Leipzig: Dyk'sche Buchhandlung, 1893, Seite 174. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hamburgische_Kirchengeschichte_(Adam_von_Bremen)_182.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)