Seite:Hamburgische Kirchengeschichte (Adam von Bremen) 188.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

vereitelt waren, sank er zu Boden und verlor zugleich das Leben und Lauressa, sammt den übrigen Gütern der Kirche.

61. Gar zahlreich waren die Zeichen oder Vorbedeutungen seines nahen Todes, und zwar so schrecklich und ungewöhnlich, daß sie uns, und, wie es schien, den Erzbischof selbst beängstigten, und so außerordentlich und offenbar, daß jeder, der sein unruhiges Wesen und seine unbeständige Gesundheit sorgfältiger beobachtete, ohne Bedenken erklärte, sein Ende sei gekommen. Es erschien nämlich das Benehmen dieses Mannes, obwohl es auch sonst schon immer von der Gewohnheit anderer Menschen abwich, zuletzt gegen sein Ende hin als ein unmenschliches, unerträgliches und ihm selbst nicht mehr ähnliches, besonders seit dem Tage seiner Vertreibung und der Verheerung seiner Diöcese, welche damit verbunden war. [Seit jenem Tage ließ er sich von Scham, Zorn und Schmerz mehr, als es einem weisen Manne ziemte, beherrschen und wurde, weil er kein Mittel fand die Güter seiner Kirche wiederzuerlangen, aus allzu großem Kummer über die vielfältigen Bedrängnisse, ich wage nicht zu sagen, wahnsinnig, war aber doch seines Verstandes nicht mehr mächtig.][1] Darum konnten von den Handlungen, die er von da an verrichtete, manche von Irrsinn und Wahnwitz zu zeugen scheinen, so daß selbst der wahnsinnige Orest geschworen hätte, sie seien eines Wahnsinnigen Werke.[2] Dahin gehört z. B., daß er, wie wir oben erzählt haben, die ganze Nacht hindurch wachte, den Tag aber mit Schlafen hinbrachte. Ebenso, daß er, indem er sich vom Anhören der Wahrheit abwandte, zu Fabeln und Träumen sich hinwandte. Ferner, daß er, nicht mehr denkend an die Almosen der Armen, alles, was er erlangen konnte, unter die Reichen und zumal unter Schmeichler vertheilte. Ingleichen daß er, als er nach Verschwendung der Kirchengüter nichts mehr übrig hatte, von der Beraubung der Nothleidenden

  1. WS: Die eckigen Klammer sind im Druck handschriftlich ergänzt
  2. Persius Sat. III, letzter Vers.
Empfohlene Zitierweise:
Adam von Bremen: Hamburgische Kirchengeschichte.Leipzig: Dyk'sche Buchhandlung, 1893, Seite 180. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hamburgische_Kirchengeschichte_(Adam_von_Bremen)_188.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)