23. Von den Völkern Schwedens selbst wohnen uns am nächsten die sogenannten Westgothen, andere sind die Ostgothen.SCH. 129. Westragothien aber stößt an diejenige Landschaft der Dänen, welche Sconien heißt, von wo aus man in sieben Tagen nach Scarane[1], der großen Stadt der Gothen, gelangt. Dann erstreckt sich Ostrogothien an jenem Meere hin, welches man das baltische nennt, bis nach Birca.
Der erste Bischof der Gothen war Thurgot,SCH. 130. der zweite aber Godescalk, ein weiser und guter Mann, als welchen man ihn preist, nur daß er daheimsitzend Unthätigkeit der Arbeit vorzog. Als dritten ordinirte unser Metropolit Adalward den Aelteren, einen wahrhaft Lob verdienenden Mann[2], der, als er darauf zu den Barbaren kam, ebenso lebte wie er lehrte. Da er nämlich heilig lebte und gut lehrte, soll er eine große Menge der Heiden zum christlichen Glauben gebracht haben.SCH. 131. Auch ward er durch
Schol. 129. Die Gothen werden von den Römern Geten genannt. Von ihnen scheint Virgil zu singen:
Wann er zum Rhodope flieht und zur einsamen Wüste der Geten
Dies sollen noch heutzutage die Gothen und die Semben thun, die sich, wie gewiß ist, in der Milch der Stuten berauschen.
Schol. 130. Obwohl vor diesen die Bischöfe der Dänen oder Angeln in Schweden predigten, so war doch Thurgot besonders für Gothien ordinirt für das Bisthum von Scarane.
Schol. 131. Vom König Harold eingeladen, kam Adalward auch nach Nordwegien und ward wegen seiner Heiligkeit und des Rufes seiner Verdienste ehrenvoll aufgenommen. Als er fortging, schenkte ihm der König so viel Geld, daß er damit sofort dreihundert Gefangene loskaufte. Adalward der Jüngere fand, als er damals nach Gothien kam, seinen Namensgenannten krank, besorgte voll Trauer dessen Leichenbegängniß und eilte dann weiter nach Sictona. Späterhin aber, da er von den Heiden zurückgewiesen wurde, kam er nach der Stadt Scarane, wohin man ihn eingeladen hatte, was unserm Erzbischof mißfiel, weshalb er ihn als einen Verletzer der kanonischen Gebote nach Bremen berief.
Adam von Bremen: Hamburgische Kirchengeschichte.Leipzig: Dyk'sche Buchhandlung, 1893, Seite 220. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hamburgische_Kirchengeschichte_(Adam_von_Bremen)_228.png&oldid=- (Version vom 15.12.2020)