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„Sie kommen, sagte er, bald einmal im Jahre, bald auch nur nach drei Jahren ganz plötzlich. Wenn man ihnen nicht mit aller Kraft widersteht, so verheeren sie das ganze Land und gehen dann wieder heim.“ Auch noch vieles andere pflegt erzählt zu werden, was ich aus Liebe zur Kürze weggelassen habe, und was die sagen mögen, die es selbst gesehen zu haben bezeugen.

26. Jetzt wollen wir von dem Aberglauben der Schweden Einiges sagen. Dieses Volk hat einen sehr berühmten Tempel, der Ubsola heißt und nicht weit von der Stadt Sictona liegt.SCH. 134. u. 135. In diesem Tempel, der ganz mit Gold geschmückt ist, betet das Volk die Bildsäulen dreier Götter an, und zwar so, daß der mächtigste von ihnen, Thor, mitten im Gemache seinen Thron hat; rechts und links sitzen Wodan und Fricco. Die Deutungen derselben sind folgende. „Thor, sagen sie, hat den Vorsitz in der Luft, er lenkt Donner und Blitz, giebt Winde und Regen, heiteres Wetter und Fruchtbarkeit. Der andere, Wodan, d. h. die Wuth, führt Kriege, und gewährt dem Menschen Tapferkeit gegen seine Feinde. Der dritte ist Fricco[1]; er spendet den Sterblichen Frieden und Lust.“ Sein Bild stellen sie auch mit einem ungeheuren männlichen Gliede versehen dar. Den Wodan aber formen sie gewappnet, wie die Unseren den Mars zu bilden pflegen.[2] Thor aber scheint mit seinem Scepter den Jupiter

Schol. 134. Nahe bei diesem Tempel steht ein sehr großer Baum, der seine Zweige weithin ausbreitet und im Winter, wie im Sommer immer grün ist. Welcher Art derselbe ist, weiß niemand. Dort ist auch eine Quelle, wo die Heiden Opfer anzustellen und einen Menschen lebendig zu versenken pflegen. Wenn dersebe nicht wiedergefunden wird, so ist der Wunsch des Volkes bestätigt.

Schol. 135. Jenen Tempel umgiebt eine goldene Kette, welche an dem Giebel des Gebäudes hängt und den Herankommenden weithin zublinkt, darum weil das Heiligthum selbst im Thale gelegen und ringsum wie ein Theater von Bergen umgeben ist.

  1. Richtiger Freyr, bei den Germanen Fro. S. Grimm’s Mythol., Theil I, Seite 190 f.
  2. S. Grimm, Seite 160. Solin, Kap. 15.
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Adam von Bremen: Hamburgische Kirchengeschichte.Leipzig: Dyk'sche Buchhandlung, 1893, Seite 223. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hamburgische_Kirchengeschichte_(Adam_von_Bremen)_231.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)