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Todten, alles ist daselbst feil.SCH. 140. Ihre so ausgezeichnete Sittenreinheit wird, wie ich für ausgemacht halte, allein durch die Habsucht der Priester verderbt.

31. An vielen Orten in Nordmannien und Schweden sind die Viehhirten sogar die vornehmsten Männer, welche wie die Patriarchen und von ihrer Hände Arbeit leben. Alle aber, die in Norwegen leben, sind sehr christlich gesinnt, ausgenommen die, welche jenseits des nördlichen Striches um den Ocean herum wohnen. Diese sollen noch heutigen Tages in magischen Künsten und Beschwörungen so stark sein, daß sie erklären, sie wüßten, was jeder Mensch auf dem ganzen Erdkreise thue. Ferner ziehen sie auch mit mächtigem Gemurmel von Worten große Wallfische an das Gestade des Meeres, und vieles andere, was man von den Zauberern in der Schrift liest, ist ihnen durch Uebung leicht. In den sehr rauhen Bergen, welche daselbst sind, finden sich, wie ich gehört habe, bärtige Weiber; die Männer aber, die in den Wäldern leben, kommen einem selten zu Gesicht. Diese bedienen sich der Felle zur Kleidung und sollen, wenn sie reden, mehr mit den Zähnen gegen einander anknirschen[1], als Worte vorbringen, so daß selbst die nächsten Völker sie kaum verstehen können. Eben dieses Gebirge nennen die römischen Schriftsteller die riphäischen Berge, starrend von ewigem Schnee.[2]

Schol. 140. Von der Bestattung der Heiden ist, obwohl sie an eine Auferstehung der Fleisches nicht glauben, doch das bemerkenswerth, daß sie nach Art der alten Römer ihre Leichenbestattungen und Gräber mit der größten Andacht ehren. Uebrigens legen sie eines Mannes Geld zu demselben in’s Grab, so wie die Waffen und was derselbe sonst im Leben besonders lieb hatte, eine Sitte, welche auch von den Indern berichtet wird. Dies leitet man ab von der alten Sitte der Heiden, in deren Mausoleen dergleichen noch gefunden zu werden pflegt, da sie in Henkelkrügen oder in andern kleinen Gefäßen ihre Schätze mit sich begraben ließen.

  1. Vergl unten Kap. 42.
  2. Siehe oben Schol. 132.
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Adam von Bremen: Hamburgische Kirchengeschichte.Leipzig: Dyk'sche Buchhandlung, 1893, Seite 229. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hamburgische_Kirchengeschichte_(Adam_von_Bremen)_237.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)