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mit fröhlichem Jubelgeschrei vom Ufer der Friesen aus. Darauf kamen sie, hier Dännemark, dort Britannien liegen lassend, zu den Orchaden. Nachdem sie darauf diese linker Hand liegen gelassen hatten, während sie Nordmannien zur rechten Hand hatten, kamen sie nach langer Ueberfahrt zum eisigen Island.[1] Als sie von da aus das Meer durchfurchend, auf die äußerste Are des Nordens zueilten, und nun alle die oben erwähnten Inseln hinter sich sahen, Gott dem Allmächtigen und dem heiligen Bekenner Willehad ihre Fahrt und Kühnheit empfehlend, da verfielen sie plötzlich in jene schwarze Finsterniß des starrenden Oceans, welche mit den Augen kaum zu durchdringen war. Und siehe, da zog der Sund des wechselvollen Oceans, zurückeilend zu gewissen geheimnißvollen Anfängen seiner Quelle, die unglücklichen Seefahrer, die bereits verzweifelten, ja an nichts, als nur an den Tod dachten, mit der heftigsten Gewalt nach jenem tiefen Chaos hin [dies soll der Schlund des Abgrundes seines, von welchem, wie die Sage geht, alle Rückströmungen des Meeres, die abzunehmen scheinen, verschlungen und wieder ausgespieen werden, was man die wachsende Fluth zu nennen pflegt.[2] Da, als jene nur noch die Barmherzigkeit Gottes anflehten, daß er ihre Seelen zu sich nehmen möchte, riß jene zurücklaufende Gewalt des Meerstroms einige Schiffe der Genossen hinweg, die übrigen aber trieb der wieder ausspeiende Hervorlauf des Wassers weit von den anderen rückwärts hin. So unterstützten jene, von der drohenden Gefahr, die sie mit den Augen erblickten, durch Gottes gelegene Hülfe befreiet, mit aller Anstrengung rudernd die Macht der sie forttreibenden Strömung.

40. Und als sie nun der gefahrdrohenden Finsterniß und dem Lande der Kälte entrannen, da landeten sie unverhofft auf

  1. Kohl nimmt mit Recht gegen Lappenberg an, daß sie dort gelandet sind (collegerunt).
  2. Diese Schilderung ist zum Theil aus Paulus Diakonus I, 6 entnommen. Gemeint ist die gewaltige Strömung voll von Eisschollen an der Ostküste von Grönland, Eisschwelg genannt: nach Weinhold an der S. 214 angegebenen Stelle, Seite 795.
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Adam von Bremen: Hamburgische Kirchengeschichte.Leipzig: Dyk'sche Buchhandlung, 1893, Seite 238. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hamburgische_Kirchengeschichte_(Adam_von_Bremen)_246.png&oldid=- (Version vom 6.1.2021)