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sein kann –, wie man eines Mannes gedenkt der seine letzte Aeußerung getan hat u. mit dieser seiner Unterschrift seine Tage beschließt.

     Lebt wohl!

     Hans Br.

4. Februar 1941.     

     Um die Zeit, als ich den ersten Brief an meine Frau schrieb, schrieb ich auch im gleichen Geiste einen solchen an Marias ältesten Sohn Kurt, der z. Zt. Soldat u. im Felde ist u. der irgend eine böse Abneigung gegen mich hat. Ich hoffte, jetzt im Kriege endlich diese Sache beilegen zu können, doch ist auch das nicht geglückt. Als Antwort erhielt ich gegen Weihnachten einen Brief voll der schlimmsten Beschimpfungen. – Gott möge ihn führen!

     Fritz W. ist seit dem 4. Dezember 1940 zur Wehrmacht eingezogen. Sanitäts-Ersatz-Abtlg. in Stettin. In der Abteilung sind sechs u. dreißen Kapläne eingezogen, auf seiner Kompanie sieben. Er liegt mit einem Kaplan Wagner auf derselben Stube, hat sich diesem sehr angeschlossen u. geht mit ihm, so oft er kann, zur hl. Messe. – Jetzt ist Fritz Kraftfahrer u. seit dem 2. Februar in einem Sammellager in Friedland i. M., wo eine neue Division zusammengestellt wird. Leider ist Kaplan Wagner nicht mit ihm zusammen, dafür aber ein anderer Kaplan.

     Am 6. Dezember kam überraschend Pfarrer Dobezynski aus Barth zu uns, übernachtete u. las am 7.ten Morgens die hl. Messe. Dasselbe wiederholte er am 27. Dezember. Es war eine sehr große Freude.

     Seit 4 Wochen ist meine Mutter bettlägerig. Wie sich jetzt erst herausstellt, ist sie infolge eines plötzlichen Schwächeanfalls gefallen u. hat sich den Gelenkhals des einen Beines gebrochen. Meine Schwester Grete schreibt mir, daß die Mutter keine Schmerzen hat u. sich fast immer in einem Dämmerzustande befindet. Sie wird wohl langsam u. sanft hinübergleiten. Gott wird sie liebend aufnehmen, denn sie hat viel gelitten in diesem Leben.

Montag 30. November 1942.

     Lange hat das Tagebuch geruht. Ich bedaure das sehr, weil sich vielerlei ereignet hat, was des Aufzeichnens wert gewesen wäre. Die kaufmännische Beschäftigung hat mich zu stumpf gemacht, besonders seit Fritz Soldat ist, wodurch sich die Arbeit für mich wesentlich vermehrt hat. Das Wichtigste Ereignis der zurückliegenden Zeit ist meine am 15. Okt. vollzogene Verheiratung mit Maria. Seit diesem Tage nenne ich sie mit ihrem gewöhnlichen Taufnamen: „Martha“. Es scheint, daß es fast unmöglich ist, einem Menschen, der sein Leben lang einen Taufnamen getragen hat, später einen anderen Namen zu geben, wenigstens ist der Name Maria für meine jetzige Frau immer fremd geblieben. Allerdings ist sie ihr Leben lang auch nie Martha gerufen worden, sondern Molly; aber gegen diesen Namen habe ich eine solche Abneigung, daß ich mich gegen ihn wehre.

     Gestern sehr starker Sturm. Südwest. In der Dorfstraße fielen drei Bäume, zerschlugen Lichtleitung, sodaß wir im Dunklen saßen u. auch tagsüber keinen Kochstrom hatten. Da wir nur elektr. Küche haben, konnten wir nichts essen. Es war 1. Advent. – Gegen Abend kam Herr Erichson mit Frau Ristow. Saßen bei Kerzenbeleuchtung und tranken Steinhäger, den ich noch im Keller hatte. Endlich ging das Licht an. Herr E. sprach etwas über Politik, – dann über

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Hans Brass: TBHB 1942-11-30. , 1942, Seite 001. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1941-02-04_001.jpg&oldid=- (Version vom 8.4.2024)