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Hans Bötticher (Joachim Ringelnatz): Ein jeder lebt’s

und mischte sich nun behaglich in das Gespräch: „Die Remise ist mit Ruberoid gedeckt; das enthält keinen Teer,“ berichtigte er provozierend. Da fand endlich auch Herr Rommel, der neue Hauslehrer, Gelegenheit, etwas in die Konversation einzuschieben, nachdem er bisher schweigsam eine Maschine aus Messerbänkchen, Serviettenring und Löffel konstruiert und eingehend beobachtet hatte. „Verzeihung,“ knietschte er, „die Remise trägt doch Dachpappe.“

Chile und Peter verhielten sich angestrengt manierlich und warteten halb furchtsam, halb schadenfroh auf ihrer Schwester Erscheinen.

„Zu unartig, ihre armen Eltern so zu kränken,“ barmte Mademoiselle und schüttelte erstaunlich viel rotblonde Locken, auch ein vorwitziges graues Löckchen.

„Vati,“ hub Peter an, ungewiß in bezug auf die Wirkung, „Daja hat auch die Glasscheibe vom Spielkasten zerschlagen.“

„Wetten wir, daß ihr Kleid keinen einzigen Teerfleck aufweist?“ proponierte Onkel Fußball dem Hauslehrer. „Es gilt eine Schachtel Apis.“

„Verklagt euch nicht immer gegenseitig,“ schalt Frau Scholz ihrem Sohne zu.

„Ja, nimm du sie nur noch in Schutz,“ zischte der Stadtrat, „aber ich werde sie zum Krüppel zermalmen, mit dem Rohrstock hauen, bis –“

„Und ich verlange Ruhe in meinem Hause.“

Onkel Fußball wieherte amüsiert. „Unterlaß diesen Hohn, bitte,“ bellte ihn der Stadtrat an.


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Hans Bötticher (Joachim Ringelnatz): Ein jeder lebt’s. München: Albert Langen, 1913, Seite 140. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hans_B%C3%B6tticher_Ein_jeder_lebts_147.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)