spießet. Ich kann dir davon einen merkwürdigen Unglücksfall
erzählen.
In der Gegend von Lucca im Altenburgischen hatte ein Landmann mit seinem Gesinde das Heu auf der Wiese in Haufen gesetzt. Nach Fertigung eines großen Haufens will der, oben auf demselben stehende Knecht herunter springen, weiß aber nicht, daß eine Harke oder ein Rechen an demselben angelegt ist, und spießet sich den Harkenstiel beym herunter springen zum Unterleibe hinein, und bey der Schulter wieder heraus. Die Anwesenden waren kaum im Stande, ihm den Stiel wieder heraus zu ziehen. Und ob schon der Chirurgus allen Fleis anwendete, so starb doch der Verunglückte die Nacht darauf.
M. Ja das lasse ich mir gefallen: aber so hättest du doch nicht sollen sagen, es habe nichts Gutes zu bedeuten, wenn die Dinge verkehrt da lagen; sondern du hättest sollen sagen, es könne leicht jemand daran Schaden nehmen.
F. Das hätte ich gekonnt, ja, allein die Kinder und die Dienstbothen sind gar zu leichtsinnig, sage ich zu ihnen, es kann leicht jemand da Schaden nehmen, so denken sie: es wird doch nicht gleich jemand darein fallen, und lassen das Ding liegen; sage ich aber: es hat nichts Gutes zu bedeuten, so fürchten sie sich, und heben es eher auf. Wenn sie älter und verständiger werden, so erkläre ich ihnen die Sache, wie ich mich gegen dich geäußert; dann aber sind sie der Behutsamkeit einmal gewohnt und beobachten sie Forthin.
M. Ja, ganz gut; aber du nährst und beförderst doch dadurch gewissermaaßen den Aberglauben?
F. Ja und Nein, wie du willst. Einen solchen Aberglauben, der den Menschen nach meiner Einsicht ganz und gar keinen Schaden bringt, sondern vielmehr den augenscheinlichsten Nutzen schafft, nähre ich; aber nur eine Zeitlang. Kinder und Erwachsene, die ihnen im Gebrauche ihrer Vernunft gleichen, lassen sich durch die Furcht vor den ihnen bekannten Uebeln oft gar nicht zurück
Ein sehr dreister und unverschämter Dieb ward
vor dem Richter gebracht, weil er Pferdediebereyen
wegen angeklagt war. Der Richter rief ihn
beym Eintritte in die Gerichtsstube entgegen: „O!
das ist ein ausgezeichneter Bube, ich kann den
Schelm in seinem Gesichte lesen.“ Ey, mein
Herr! erwiederte der Kerl, das wundert mich sehr,
denn ich habe nicht gewußt, daß mein Gesicht ein
Spiegel ist, bis sie sich darinnen erblickt haben.
Eschewege, 16 Petersh., 17 (Gotha Pf.), 19 Hardeafen, Wolfenbütt.*, 21 (Zerbst V.), 24 Erfurt, Schmalkalden, 25 Bleicherode, Gessen, Saalfeld, Salzwedel, Suul, 26 (Braunsch. V.), Herzberg, Jena, Lamspring, Lehr, Ratenau, 27 Blankenburg, Bückeburg, Cönnern, Clenzen, Haldensleben, 29 Walbeck.
Verschiedene: Clausthalischer allgemeiner Harz-Berg-Calender auf das Jahr 1805. J. C. Wendeborn, Clausthal 1804, Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Harz-Berg-Kalender_1805_036.png&oldid=- (Version vom 11.2.2021)