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Garten-Kalender.

[Ξ]      Obstgarten. Wer den Hasenfraß zu fürchten hat, der schütze seine Bäume mit doppelter Sorgfalt, indem unter der Rinde jetzt bald der Saft fließt, den die Hasen sehr lieben. – Bäume sind zu versetzen und zu reinigen.

     Gemüsegarten. Bei offener Erde können allenfalls Früherbsen und Bohnen, Petersilie, Zucker- und Haferwurzeln, Sellerie, Salat, Schnittkohl, Frühmöhren, Spinat, Körbel und dergleichen gesäet werden. Gewächse vom vorigen Jahre, welche zum Herausnehmen bestimmt sind, müssen jetzt herausgenommen werden, denn wenn sie zu treiben beginnen, verlieren sie an Geschmack.

     Blumengarten. Sommerlevkoyen, Aster, Chenesernelken, Scabiose, Zinnie, Reseda, spanischer Pfeffer werden in Töpfen mit gewöhnlicher Gartenerde gesäet und diese vor die Fenster eines geheizten Zimmers gestellt. Auf den Schnee in Kästen säet man Aurikeln.




     – Concurrenten. Der Herr Oberförster schimpfte im Wirthshaus weidlich über die bösen Chinesen. – „Aus Ihnen spricht nur der Neid!“ sagte Einer. – „Der Neid? Warum sollte ich denn auf die Kerls neidisch sein?“ – „Weil die Chinesen die ganze Welt anlügen können und Sie nur unsern Stammtisch!

     – Unter guten Freundinnen. Fräulein A.: „Die Aufmerksamkeiten des Herrn Fellner kommen mir verdächtig vor, der Mann steht im Rufe eines Mitgiftjägers. Glaubst Du, daß er sich meines Geldes wegen um mich bewirbt?“ – Fräulein B.: „Ja, weswegen sollte er’s denn sonst thun?“

     – In der Schulstube. Lehrer: „Welche Gestalt hat unsere Erbe?“ – Gretchen Neumann: „Die einer Kugel.“ – Lehrer: kannst Du mir sagen, Clara Pieper, wer diese Behauptung aufgestellt hat?“ – Clara Pieper (ohne Zögern): „Gretchen Neumann!“




Eisen im „Feuer ist nicht gut. Immer bei der Sache bleiben, das ist mein Grundsatz und damit bin ich geworden, was ich bin!“

     „Ein großer Kaufmann und ein ganzer Mann!“ meinte Walther mit aufrichtiger Bewunderung dem Partner nachblickend, der hinausging, um Philipp Jansen herbeizuholen.

     Einige Augenblicke später stand der Buchhalter Philipp Janfen vor seinen Chefs, die ihn mit ungewöhnlicher Zuvorkommenheit begrüßten.

     „Setzen Sie sich, lieber Jansen,“ sagte Walther, indem er zugleich dem Buchhalter eine Cigarre anbot, was nur in den seltensten Fällen vorgekommen war.

     Philipp Jansen folgte etwas erstaunt der Einladung und kam zufällig mitten zwischen seine beiden Chefs zu sitzen. „Sehen Sie, lieber Jansen,“ meinte Eisfeld scherzend, „da haben Sie ja gleich den rechten Platz.“

     „Wie meinen Sie, Herr Eisfeld?“ fragte Jansen, einigermaßen verwirrt.

     „Wie ich’s meine, Jansen?“ erwiderte Herr Eisfeld. „Nun, zwischen uns, wie Sie jetzt sitzen, soll in Zukunft Ihr Platz sein. Wenn Sie wollen, können Sie in ein näheres Verhältniß zu uns treten, als es die letzten zwanzig Jahre war. Wir wollen Ihre treuen und aufopfernden Dienste dadurch anerkennen, daß wir Ihnen einen Antheil am Geschäft geben und Sie zum Prokuristen mit einem Gehalt von 5000 Mark machen. Sie werden in Zukunft einer von uns sein und ich denke, wir werden gut zusammen auskommen.“

     Philipp Jansen glaubte zuerst, er dürfe seinen Sinnen nicht trauen. Das alles war ihm so plötzlich gekommen und überstieg so sehr seine kühnsten Erwartungen, daß er nur mit Mühe seinen Dank zu stammeln vermochte.

     „Ich hoffe,“ meinte Herr Walther, „daß Sie in den Fußstapfen unseres verehrten Eisfeld wandern werden, dessen Obliegenheiten Sie zum Theil übernehmen sollen und daß der Ruf der Firma bei Ihnen alle Zeit in guten Händen sein wird.“

     „Ich danke Ihnen, meine verehrten Herren,“ erwiderte Jansen mit überquellender Dankbarkeit; „ich danke Ihnen vom Grunde meines Herzens. Ich hoffe zuversichtlich, daß ich mich alle Zeit Ihrer Güte und Ihres Vertrauens würdig zeigen werde.“

     Während diese Vorgänge sich in dem Privatkontor abspielten, hatte der Kassirer Adolf Holdheim, der in dem angrenzenden Raume arbeitete, horchend an der Thür gestanden. Eisfeld hatte unvorsichtiger Weise die Thür nicht fest gechlossen und so hatte Holdheim alles gehört und glühender Neid und rasende Eifersucht hatten seine Seele ergriffen. Holdheim hatte den bescheidenen und strebsamen Jansen nie Leiden können, in dem Augenblick, als er von dem Glück des Collegen hörte, haßte er ihn und derselbe Augenblick ließ einen teuflischen Plan in seiner giftgeschwollenen Seele reifen. Schnell wie der Gedanke an die verbrecherische That in ihm aufgetaucht war, hatte er sie auch ausgeführt. Als Jansen aus dem Privatkontor der Chefs zurückam – die Uhr schlug gerade Fünf – war Holdheim schon fortgegangen.